Wie Stalin die Finnen zum Verrat zwang

Heinz-Dieter Brandt

von Heinz-Dieter Brandt

Story

Vom 30. November 1939 bis zum 13. März 1940 fand der Winterkrieg (finnisch talvisota, auch Sowjetisch-Finnischer Krieg) zwischen der UdSSR und Finnland statt. Im Jahr 1939 forderte die Sowjetunion von Finnland Gebiete in Karelien, um die Sicherheit der Stadt Leningrad zu gewährleisten. Da Finnland dies zunächst ablehnte, griff die Rote Armee im November 1939 das Nachbarland an.

Das ursprüngliche Kriegsziel der Sowjetunion, die Besetzung des gesamten finnischen Territoriums (gemäß Ribbentrop-Molotow-Pakt), konnte trotz der zahlenmäßigen und materiellen Unterlegenheit der finnischen Streitkräfte zunächst nicht erreicht werden. Nach umfangreichen Umgruppierungen und Verstärkungen konnte die Rote Armee im Februar 1940 offensiver vorgehen und die finnischen Stellungen durchbrechen. Im Moskauer Friedensvertrag vom März beharrte Finnland auf seiner Unabhängigkeit, musste aber große Teile Kareliens abtreten. Etwa 70.000 Finnen wurden in dem Konflikt verwundet oder getötet, die Verluste der Sowjetunion waren um ein Vielfaches höher.

Der Kriegsverlauf offenbarte Schwächen in der Roten Armee, die die sowjetische Führung zu Reformen veranlassten. Andererseits wurde die militärische Stärke der Sowjetunion im Deutschen Reich folgenschwer unterschätzt.

In Finnland wurde die gerade beginnende gesellschaftliche Spaltung durch die Abwehrerfolge stark abgemildert. 1944 beendete der Waffenstillstand von Moskau den Fortsetzungskrieg zwischen Finnland und der Sowjetunion.

Außerdem wurde Finnland verpflichtet, die verbündeten deutschen Truppen mit militärischen Mitteln innerhalb von 14 Tagen zu vertreiben – der Preis, um seine Unabhängigkeit zu retten. Da diese Frist nicht eingehalten werden konnte, kam es zu einem Scheinkrieg, der als „Herbstmanöver“ bezeichnet wurde.

Finnen und Deutsche trafen geheime Absprachen, zu denen auch die Verminung des Rückzugsweges und die Zerstörung von Brücken durch die Deutschen Teil dieser Taktik waren, um den Sowjets auch handfeste Beweise gegen ein „schnelles Nachrücken“ durch die Finnen zu liefern.

Doch der sowjetische Druck war so stark, dass die Finnen ihre deutschen Waffenbrüder angreifen mussten und die Deutschen nun zur Taktik der verbrannten Erde übergingen: Dörfer, Häuser, Straßen, Brücken wurden zerstört, um den Vormarsch der finnischen Verfolger zu verlangsamen. Rovaniemi wurde vollständig niedergebrannt.

Die Kampfhandlungen dauerten bis 1945, als sich die deutschen Truppen nach Norden in das von Deutschen besetzte Norwegen zurückzogen. Der letzte Ort in Finnland, der von den Deutschen geräumt wurde, war Kilpisjärvi.

Der Lapplandkrieg wird auch als „Kinderkreuzzug“ bezeichnet. Da im Waffenstillstandsabkommen mit der Sowjetunion die Demobilisierung der finnischen Armee gefordert wurde, konnten die finnischen Einheiten später nur noch mit sehr jungen und unerfahrenen Soldaten an die Front geschickt werden.

© Heinz-Dieter Brandt 2022-08-21

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