von Valerie Vineti
Ich fand meine Freundin unfassbar! Abgesehen davon, dass sie ein „Opfer“ nach dem anderen abschrieb, erzählte sie daraufhin auch total stolz, dass sie mitbekommen hat, dass es dem anderen Kerl so richtig mies und dreckig ging und er nichts anderes zu tun hätte, als dauernd zu rauchen. Das erfüllte sie dermaßen mit Stolz, dass es mir von Mal zu Mal richtig schlecht wurde. Irgendwie fühlte ich mich nur noch mies. An den kommenden Wochenenden hatte ich nicht mehr vor, zu ihr zu fahren. Abgesehen hatten meine Eltern und ich mit dem Umzug alle Hände voll zu tun. An einem Nachmittag stand ich im Bus von der Schule nach Hause. Meine Laune war nicht die beste. Ich war irgendwie vollkommen bedrückt. Die neue Umgebung erdrückte mich. Auf einmal sah ich ihn. Er schaute in meine Richtung. Ich strahlte übers ganze Gesicht. Doch er drehte sich einfach schlecht gelaunt weg! Ich konnte es kaum fassen! Ist das peinlich! Jetzt werde ich auch einfach mal so abgetan! Ich stieg an der kommenden Haltestelle aus. „Hey“, hallte er mir hinterher. Ich drehte mich ungläubig um. Da stand er und strahlte, als wäre nichts gewesen. „Wohnst du hier?“ Ich nickte. Er lächelte in seiner unbekümmerten Art, als wäre es das normalste der Welt, dass er mich auf dem Weg nach Hause begleitet. „Seit wann?“. „Erst vor Kurzem“, entgegnete ich. Wir unterhielten uns und lachten, so wie immer. An der Treppe vor unserem Haus blieben wir stehen. Wir verbrachten mindestens eine Stunde lachend und quatschend, bis er meine Nummer haben wollte. „Sorry, ich hab sie leider nicht im Kopf“, sagte ich so vertrauenswürdig wie möglich, damit er das nicht für eine Ausrede hält. „Dann frag doch bei irgendjemand nach“, sprang er ein. Ich brachte ihn mit nach Hause. Das Haus war eh leer, da die Eltern noch beide arbeiten waren. Ich rief meine Cousine an, die sich nicht abwimmeln ließ, bis sie die ganze Story abgeliefert bekommen hatte. Daraufhin blieb mir auch kein Kommentar erspart. Und das in seinem Beisein! Ich schrieb die Nummer auf und er gab mir seine. Ich habe mir, auch trotz der Kommentare der Cousine, versucht nichts draus zu machen. „Vielleicht ist er einfach nur freundlich“, sagte ich mir immer wieder aufs Neue. Selbstverständlich hat meine Cousine es keinen einzigen Tag ausgelassen, bei mir nachzufragen, ob er sich bei mir gemeldet hätte. „Nein, immer noch nicht!“, sagte ich augenrollend. Am Wochenende, beim Jugendtreff in unserer Stadt durfte ich, in Begleitung meiner Cousine, von ihm erfahren, dass die Nummer wohl falsch war. „Warum hast du dich denn nicht gemeldet?“, fragte er erstaunt. „Würde ich nie tun!!!“, dachte ich mir und tat nur verlegen. Meine Cousine grinste etwas merkwürdig, was mich irgendwie nachdenklich gemacht hat. Dafür ließ der erwartete Anruf nunmehr nicht mehr länger auf sich warten. In der Woche hat er mich zum Jugendtreff eingeladen. Ich war absolut nervös und hippelig, musste aber feststellen, dass er mich bereits beim Eingang „abgestellt“ hat und sich voll und ganz der männlichen Gesellschaft widmete. Ich war einfach nur perplex. „Echt jetzt?“, fragte ich mich. „Warum bin ich denn hier?“. Ich blickte mich verloren um und rannte in die Arme der mir bekannten Mädels. Später am Abend hast du mich aufgesucht, um mit mir nach Hause zu gehen. Es hat sich herausgestellt, dass dein Haus nur noch ein paar Meter entfernt von meinem stand.
© Valerie Vineti 2025-04-11