Eine repräsentativ gestaltete Karte mit diesem Inhalt habe ich kürzlich erhalten. Absender war ein benachbartes Möbelhaus, von dem ich – nicht ganz freiwillig, aber auch nicht hinterrücks ausgestellt – eine Kundenkarte besitze. Das Möbelhaus vermisste aber sicherlich weniger mich als die mit mir erzielbaren Umsätze.
Seit ich vor einigen Jahren auf meinem Postfach einen Aufkleber „Bitte keine Werbung“ angebracht habe, erhalte ich die 46,2 Kilogramm Prospektwerbung, mit denen statistisch jeder Haushalt in Ă–sterreich jährlich zwangsbeglĂĽckt wird, meistens nicht mehr. Nur meistens, weil: nicht alle der Zusteller, die nicht-österreichischen Hintergrund haben, der deutschen Sprache ausreichend mächtig sind oder von ihren Auftraggebern angehalten werden, sich darum nicht zu kĂĽmmern.
Damit entgeht mir Gott sei Dank der gedruckte Teil jener Werbung, mit der uns die ortsansässigen Möbelhäuser zwangsbeglĂĽcken, drei an der Zahl und alle in Gehdistanz (im Amtsdeutsch „fuĂźläufig erreichbar“). Und in Summe sicherlich fĂĽr zwei Drittel der statistischen jährlichen Prospektmenge auftraggebend verantwortlich. Aber der Teil, den ich täglich aus der Tageszeitung entfernen muss und der mich im Fernsehen zwangsbeglĂĽckt, ist immer noch lästig genug. Und in meinem Fall auch Umsatz-verhindernd.
Dazu tragen auch meine Erfahrungen bei.
Als ich mich entschlossen hatte (vor acht Jahren), meine Wohnung zu renovieren, fand ich mich mit Bauplan mit Grundriss, mit Vorstellungen, persönlichen Daten und Signalen für konkrete Investitionsbereitschaft in einem der Möbelhäuser ein. Angesichts des offenbar orientierungslos herumirrenden Kunden erbarmte sich der Abteilungsleiter, erfuhr meinen Plan der Küchenrenovierung, nahm sich viel Zeit für Vorschläge, die mir durchaus gefallen haben und vereinbarte mit mir einen Termin für die Besprechung des Angebotes.
Der Termin ging vorüber, ohne dass ich kontaktiert worden wäre. Also fand ich mich im Möbelhaus ein. Der Abteilungsleiter war nicht anwesend, der Schreibtisch aufgeräumt und leer und niemand wusste, wo er sein könnte. Wie wohl man alle meine Kontaktdaten im Akt hatte, habe ich nie wieder etwas von dem Möbelhaus gehört.
Ähnliche Erfahrung mit einem zweiten Möbelhaus, kurz danach, in Sachen Wohnzimmer. Dort traf ich auf einen Mitarbeiter, den ich kannte, weil er – Jahre zuvor bei einem anderen Unternehmen – ein anderes Projekt für mich geplant hatte. Er nahm sich viel Zeit für unser Gespräch, zeichnete einige Skizzen, die ich dann in Kopie mitnehmen konnte und teilte mir mit, er würde sich in Kürze bei mir melden. Danach habe ich nie wieder von ihm gehört.
Auf Grund dieser Skizzen hat ein Tischler dann das Wohnzimmer gestaltet, nach all der Zeit gefällt es mir immer noch.
Und ich frage mich, warum die Möbelhäuser immer noch Tonnen von Prospekten drucken und verteilen, wenn sie nicht einmal die Chancen, die mehr oder weniger von selber kommen, wahrnehmen.
© Walter Lepuschitz 2021-06-26