Weil ich es grad im Radio höre: In der Geschichte „Meine tragende Rolle beim Film“ hab ich ja schon angedeutet, dass wir zum Filmball 1975 nach München auch den Adriano Celentano eingeladen hatten. Wir hatten seinen Film „Yuppi Du“ im Verleih und wollten ihn gerne mit Frau dabei haben.
Ich saß am Telex-Gerät, für die Jüngeren unter euch: Das ist so eine Maschine, da schreibt man einen Text hinein und der kommt völlig durchlöchert auf einem ca. 1,5 cm breiten gelben Papierstreifen heraus. Den musste man dann abzwicken, umdrehen und einspannen in so ein kleines Was-weiß-ich. Dann auf einen Knopf drücken und das gelbe Band ratterte durch, wurde auf der einen Seite immer kürzer, auf der anderen länger.
Wenn es auf der einen Seite ganz kurz war und auf der anderen ganz lang, war das Telex bei Adriano Celentano angekommen. Oder bei Claudia Mori, seiner Frau. Wer halt gerade im Zimmer war, im Büro, meine ich. Die beiden waren da ja recht unkompliziert.
Die Einladung war also durch und wir warteten gespannt auf die Antwort. Roger Moore, Omar Sharif, Sydne Rome und Karen Black hatten uns schon zugesagt. Celentano ließ sich Zeit. Ich urgierte, täglich verließen gelbe Schlangen mein Büro. Tagelang keine Reaktion. Plötzlich kam doch eine Schlange zurück. Er würde sehr gerne kommen mit seiner Frau – und seiner Mama! Die könne er beim besten Willen nicht alleine zurück lassen. OK, kein Problem, Mama kann natürlich gerne mitkommen!
Ich wollte gerade die Zimmer im „Bayerischen Hof“ buchen, da kam eine weitere Schlange mit der Frage, ob er nicht auch seine Schwestern und Brüder mitbringen könnte. Sie wären sehr eng miteinander, una grande famiglia, Sie wissen schon… Ich fragte, wie viele fratelli, sorelle? Er ging nachzählen. Und Schwager und Schwägerinnen dazu, Kinder gäbe es teilweise auch schon. Die könne man auch nicht unbeaufsichtigt… Es waren ECHT VIELE!
Langsam bekamen wir schon den Eindruck, dass der Celentano uns verarschte. Aber es war heikel. Er war ein echter Superstar. Vor den Kopf stoßen durften wir ihn nicht, aber die Hotels, die in Frage kamen für solche Kaliber, waren auch schon sehr stark gebucht.
Jeden Morgen fand ich ein neues Telex auf meinem Schreibtisch und die Liste der Familienangehörigen, die alle nach München wollten auf GLORIA-Kosten, wurde immer länger. Ich weiß es noch, als ob es gestern gewesen wäre: Sage und schreibe 23 Personen (dreiundzwanzig in Worten) waren es ganz zum Schluss. Im letzten Telex stand dann noch der Name des familieneigenen Beichtvaters, vor allem für die Mamma!!!
Ich schwöre, so war es! Meine Phantasie würde nicht ausreichen für eine solch abartige Geschichte. Spätestens beim Beichtvater war uns dann allen klar, dass der coole Adriano uns auf die Schaufel nahm. Und wir dachten: Yuppi, Du kannst uns jetzt mal!
Wir erteilten dem Clan eine höfliche Absage. Wie dieser Kerl sich amüsiert haben muss, und mit ihm seine ganze Mafia-Truppe! Aber er war ein wirklich cooler Typ. Böse sein konnte man ihm nicht.
© 2019-09-12