von Sylvia Mitgutsch
Na hoppla, wer flattert denn da beim Fenster herein? Oh, bist du aber schön! Aber hier wirst du keinen Nektar finden! Raus mit dir in den Garten!
Und schon flattert der zitronenfarbene Falter wieder munter in die frische Morgenluft hinaus. Er flattert hin und her, schwingt fröhlich seine Flügel. Auf und ab, hier eine Kehrtwende und dort noch einen Loop. Bis er sich genüsslich auf einer tiefvioletten Blüte des Sommerflieders niederlässt. Dort wurlt es in allen Farben. Ich liebe es diesem Treiben zu zusehen. Bunt und fröhlich – ein Treiben wie auf einem italienischen Marktplatz an einem sonnigen Sommertag. Dann, wenn in der Morgenfrische alle Besorgungen erledigt werden, noch bevor die Luft glühend heiß wird. Die Gesichter ausgeruht, mit sauberem und klarem Blick, kein Ärger trübt die Mimik. Ein Marktplatz voll Hoffnung auf einen neuen Tag. Was er wohl bringen mag?
Auf dem Schmetterlingsbaum wird es immer hektischer. Der Morgentau auf den Blüten verdampft zusehends unter den immer kräftiger werdenden Sonnenstrahlen. Dabei mundet dieser süßliche Tau doch am allerbesten. So frisch und kühl. Kein Wunder also, dass sich Zitronenfalter, Pfauenauge und Schwalbenschwanz darum streiten.
Streiten Schmetterlinge überhaupt? Auf mich wirken sie immer so fröhlich und ausgelassen. Als würden sie sich stets des Lebens erfreuen. Und wunderschön sind sie außerdem! Nun ja, wenn ich so darüber nachdenke, nicht immer. Als Raupe geboren fressen sie sich dick und fett, bis sie sich nicht mehr rühren können, sich „in die Hapfn“ legen und einpuppen. Und schwuppdiwupp! Wie von Zauberhand erwacht ein wunderschönes, graziles Tier in prächtigen Farben und Zeichnungen. Oja, das würde ich auch gerne – essen & trinken bis zum Umfallen und dann einfach unendlich lang schlafen dürfen. Und Zack: Schönheit! Und ich bin auch noch so fröhlich! Und jeder freut sich über mich!
Hm, aber vielleicht ist das genau das Geheimnis? Vielleicht ist es die Leichtigkeit und die Fröhlichkeit mit einer guten Portion Gelassenheit im Leben, die einem erstrahlen läßt?
Na, wenn das so ist! Dann will ich es in Zukunft auch ein bisschen mehr wie die Schmetterlinge halten und von nun an fröhlich & beschwingt durchs Leben flattern.
© Sylvia Mitgutsch 2020-08-04