von Jürgen Heimlich
An meine Volksschulzeit habe ich gute und weniger gute Erinnerungen. Zu den schönsten Erinnerungen zählt die Feier anlässlich der erfolgreichen Absolvierung der Abschlussklasse der Volksschule für uns Schülerinnen und Schüler. Das Jahr 1981 bescherte ein besonderes Ereignis. Unsere Klassenlehrerin wollte mit uns eine Performance, wenn man es heute so nennen mag, vom „Lied der Schlümpfe“ einstudieren. Im Jahr zuvor waren wir alle begeistert von Mike Krüger und seinem „Der Nippel“ gewesen. Das „Lied der Schlümpfe“ hatte schon zu Anfang meiner Volksschulzeit im Jahre 1977 mit Pauken und Trompeten eingeschlagen. Vader Abraham, der Mann mit Vollbart, sorgte mit diesem Song für Furore. Und für uns Schülerinnen und Schüler war er inspirierend.
Wir Kinder sollten wie die Schlümpfe angezogen sein. Und die Mütter und manchmal möglicherweise auch Väter kamen der Aufgabe, ihre Töchter und Söhne in Schlümpfe zu verwandeln, gerne nach. Ich hatte ein gutes Gefühl, diese Schlumpfmütze zu tragen. Ich weiß allerdings nicht mehr, welchen Schlumpf ich eigentlich zum Leben erwecken sollte? Aus heutiger Sicht wäre mir der Poeti am Liebsten gewesen. Und wir Kinder bezauberten unsere Eltern und Angehörigen mit einer tollen Performance. Es gab viel Applaus. Wir tanzten, blödelten und übten uns im Synchronsingen.
Eine andere Klasse stank da ziemlich ab. Da gab es die Aufgabe, „Verliebt in den Lehrer“ von Christian Anders zu interpretieren. Wie das genau vor sich ging, habe ich vergessen oder verdrängt. Ich war sowieso hauptsächlich auf den Auftritt mit meiner Klasse fokussiert. Irgendwie empfand ich „Verliebt in den Lehrer“ aber als befremdend. Wir waren ja gerade mal zehn Jahre alt und es wird kaum einer von uns Schülerinnen und Schülern schon „Reifezeugnis“ gesehen haben. Das „Lied der Schlümpfe“ war weniger futuristisch und skandalbefreit. Wir liebten den Song und fanden Vader Abraham toll.
Der 1935 in den Niederlanden geborene Pierre Kartner nannte sich Vader Abraham und sein Erfolg mit dem „Lied der Schlümpfe“ blieb auch vor uns Schülerinnen und Schülern nicht verborgen. Ich muss das Lied sehr oft gehört haben. Viele Jahre später habe ich den Auftritt von Vader Abraham in der Weihnachtsfolge von „Am laufenden Band“ aus dem Jahre 1978 gesehen, und genoss diese Show ganz besonders. Vader Abraham hat ein Lied geschrieben, komponiert und gesungen, das ihn noch lange überdauern wird. Er hat damit etwas Einmaliges geschaffen. Sonst ist nicht viel von ihm bekannt. Das macht nichts. Denn er hat vielen Generationen von Kindern mit seinem „Lied der Schlümpfe“ viel Freude bereitet und tut es wohl immer noch. Am 8. November 2022 hat er in Breda für immer seine Augen geschlossen. Er hat die Augen vieler Kinder zum Leuchten gebracht. Danke dafür, Vader Abraham.
© Jürgen Heimlich 2022-11-12