von Marianna Vogt
Läck du mir, die Rosa Bohnenblust hatte gestern ganz schön Gas gegeben.
Als ich in Ihrer Wohnung war, habe ich mir zum Glück gemerkt, wo sich der Schalter befand. Als ich das Licht anknipste, war mein Hemd bis auf einen Knopf bereits geöffnet. Ganz enttäuscht meinte sie, ich sei ein Spielverderber. Nun ja, wäre es Suzette gewesen, hätte es bis heute Morgen dunkel bleiben können.
Aber beim ‘Schieber’ war ich sehr dankbar, dass ich mit ihr zusammen jassen durfte. Wir waren das Dream-Team des Abends. Wir hatten jedes Spiel gewonnen. Leo und Giovanni hatten kein Brot gegen uns.
Noël betrachtete den Bilderrahmen an der Wand mit Suzettes Profilbild. Zufrieden nickte er und dachte: Die Suzette ist wirklich ein süßer Käfer. Spannend, wie Rosa beim Kartenspiel zwischendurch immer wieder auf das Foto geäugt und dabei ihre Bluse zurecht gezupft hatte. Als sie sich einmal unbeobachtet fühlte, öffnete sie sogar einen Blusenknopf, dabei lugte die Spitze ihres roten Büstenhalters etwas hervor. Aber dies war vergebene Liebesmüh!
Und dann hatte ich diesen schrecklichen Alptraum. Ich kleidete mich für das Konzert, bei welchem Suzette morgen Abend auftreten wird, ganz schick und trug das neue Parfüm großzügig auf. Hoffnungsfroh lief ich mit einer langstieligen dunkelroten Baccararose zum Gemeindehaus. Als ich dort ankam, wunderte ich mich, dass der ganze Bürgersaal leer war. Ungläubig sah ich mich um und erblickte ein Plakat, darauf stand: Konzert fällt heute Abend krankheitshalber aus. Unsere Flötistin Suzette liegt mit Fieber im Bett. Glücklicherweise hat mich meine Blase zum richtigen Zeitpunkt gerettet. Wer weiß wie der Traum sonst ausgegangen wäre.
Noël stand im Badezimmer vor dem Kosmetik-Spiegel. Mit der praktischen LED Beleuchtung sah er die kleine Mücke, die in sein rechtes Auge geflogen war. Dank der 10x vergrößerter Spiegelung konnte er das Ungeziefer mühelos entfernen.
Plötzlich hörte Noël einen spitzen Schrei. Als er zum Wohnzimmerfenster eilte, um nachzusehen, was passiert war, erblickte er den Postboten rücklings auf dem Boden liegend. Jesses, hoffentlich ist ihm nichts passiert, dachte Noël und begab sich sofort in den Garten. Er half Herrn Hungerbühler wieder auf die Beine und sah das Malheur. Der Wasserhahn war nicht richtig zugedreht und so tröpfelte stetig Wasser aus dem Gartenschlauch. Da es während der Nacht unter null Grad gewesen war, bildete sich eine dünne Eisschicht. Heute früh schneite es leicht, so konnte man das Glatteis nicht erkennen und der Pöstler rutschte aus.
Noël ging in seine Wohnung zurück, als sein Natel den Eingang einer Nachricht ankündigte. Neugierig öffnete er sein E-Mail-Konto. Er las den Inhalt des Schreibens laut vor: Verehrter Kunde, leider ist Ihre Bestellung, die ‘Kontaktlinsen mit Herzen’, bis auf Weiteres nicht lieferbar.
Enttäuscht legte Noël das Handy zur Seite und dachte: Jetzt muss ich mir eine andere Überraschung für Weihnachten ausdenken!
© Marianna Vogt 2023-12-15