von Nicola Jaeger
Zur Abwechslung vom ständigen Inselpanorama Wakatobis wollten wir uns ein wenig Bergluft um die Nase wehen lassen. Ich hatte gelesen, dass der Mahawu bei Tomohon im Nordosten Sulawesis einer der am leichtesten zu besteigende Vulkane Indonesiens sei. Geradezu perfekt für Meeresanbeter wie uns.
Bei unserer ersten Rundfahrt mit dem Motorrad durch den Ort hatte ich bereits ein Schild entdeckt, das den Weg zum 1.324 Meter hohen Berg auswies. Das reichte mir vollkommen, um Yoeri vom Rücksitz des Motorrads aus zielsicher zum Parkplatz lotsen zu können. Von hier aus sollte es in nur zehn Minuten über eine Treppe an den Kraterrand des Mahawu gehen – fast schon zu einfach.
Statt einer Treppe folgten wir jedoch einem streckenweise äußerst rutschigen Pfad, der erst nach zehn Minuten wirklich zu steigen begann.Yoeri kam ins Schwitzen und warf ein, er komme aus dem Flachland, heißt schließlich nicht umsonst Niederlande, und Berge besteigen, entspräche nicht seiner Natur. Einfach weiter gehen, immer einen Schritt vor den anderen, war mein Mantra, auch wenn der Bambus zunehmend tiefer herabhing und uns Stolperfallen legte, während das Dornengestrüpp heimtückisch Halt in unseren bloßen Armen und Beinen suchte.
Mittlerweile ging der Pfad fast senkrecht Richtung Gipfel. Weit konnte es meiner Meinung nach jetzt nicht mehr sein und selbst wenn wir aus der Puste waren, konnten wir doch nicht die Besteigung des einfachsten Vulkans Indonesiens abbrechen! Also, gut auf den Untergrund achten und kleine, feste Schritte. Ich stellte mir einfach vor, ich sei eine Bergziege. Nach insgesamt bestimmt 45 Minuten erreichten wir abgekämpft den Kraterrand.
Als erstes sah ich auf der gegenüberliegenden Seite die Aussichtsplattform, inklusive einer chinesischen Reisegruppe. Dort war also die Treppe. Als zweites sah ich, dass gerade Wolken aufzogen. Fotos über den Kraterrand hinweg zum höheren Nachbarberg Lokon (1.580m) und weiter zum Meer hatten sich damit erledigt. Yoeri sah erst einmal gar nichts, sondern schöpfte bloß Atem. Dementsprechend freudig beseelt, starteten wir also den Rundgang. Doch Natur entschädigt selbst mit begrenzter Aussicht und schlecht gelaunt zu sein, wird schnell zu anstrengend.
Yoeri fand es sehr gelungen, dass die Wolken den Blick auf die ausufernde Stadt verdeckten, die Minahasa Highlands kämen so erst richtig zur Geltung. Die schottischen Highlands kennt er schließlich genauso wolkenverhangen. Es herrschte eben in weiten Teilen des Landes Regenzeit. Immerhin wurden wir nicht nass und konnten wenigstens in den Krater mit seinen gelben Schwefelablagerungen und kleinen Rauchsäulen hineinschauen.
Vermutlich waren wir an diesem Tag die einzigen, die den Vulkan umrundet haben – und das noch mit erschwerten Auf- und Abstieg. Unser erster Gipfelsturm nach über drei Jahren im Land! Kaum wieder beim Motorrad angekommen, lichteten sich die Wolken für mich.
© Nicola Jaeger 2020-05-15