5 Minuten verbleiben

Lea Jordan

by Lea Jordan

Story

Random Wort: Creme

Ich hab es gleich, warte! Gib mir noch eine Minute, es fehlt nur noch die Creme. “Komm schon, beeil dich. Wir haben nur noch 5 Minuten, dann muss der Teller draußen sein”. Ich spürte wie mein Herz am Rasen war, dass Adrenalin was vollkommen durch meinen Körper sprang. Die Spannung in meinem ganzen Körper. Alles lief auf Hochtouren. Meine Knie fingen an zu zittern, als würde ich auf Wackelpudding stehen. Meine Hände fingen an zu zittern, also achtete ich noch mehr darauf, mich nicht zu schneiden. Trotz der Menschenmassen um mich rum, war es komplett ruhig in meinem Kopf, wie als wäre ich am Meer, ein sanftes Rauschen, mehr nicht. Ich lebte für den Moment, für diesen Augenblick. Bis ich wieder zurückkam und mir klar wurde, was ich gerade hier mache, ich war aus meinem Flow komplett draußen. Verdammt, was mache ich den jetzt, bloß nichts anmerken lassen. Professionell bleiben. Atmen, dachte ich mir. Die Selbstzweifel, sie fangen an zu tröpfeln, also in meinen Kopf. Langsam, unauffällig, man merkt im ersten Moment gar nicht, dass man den ersten Tropfen spürt und dann steht man voll im Gewitter und es hört gar nicht mehr auf zu schütten. Wird es den Juroren schmecken? War die Planung gut genug? Was ist, wenn doch jetzt noch was schiefläuft, so kurz vor Ende? Ich bin doch so tollpatschig, am Ende fall ich im letzten Moment noch über meine Füße und lande mit dem Gesicht im letzten Teller. Monate an Arbeit einfach weg, für nichts. 3:19,3:18 … die Zeit läuft, sie wartet nicht bis ich meine Selbstzweifel bei Seite gelegt hab. Leider. Aber ich muss sie einfach ausblenden, ich habe da jetzt einfach keine Zeit mehr für, Punkt. Danach kann ich immer noch alles überdenken. Das klappt, hoffentlich und wenn nicht, dann nicht (ich werde definitiv einen ganzen Monat durch Heulen, wenn es nicht klappt). Konzentration, volle Konzentration. Zwei Teller können raus?, rief ich zu, in der Hoffnung, dass ich sie nicht tragen muss, so wäre zumindest schon eine Gefahr eliminiert und ich nicht mehr dafür verantwortlich. Zudem sind zwei geschafft, fehlen nur noch drei. Ganz vorsichtig und ganz mit bedacht positioniere ich, mit meinen immer noch zitternden Händen, die letzten Tupfen der Basilikum-Creme auf dem Teller. Langsam frage ich mich, ob das Zittern meiner Hände vielleicht nicht doch von den drei Tassen Kaffee kommen, die ich zum Ausgleich des Schlafmangels vorher getrunken habe. Wobei ich es lieber aufs Adrenalin schiebe, weil es gibt ja nicht zu viel Kaff, zumindest nicht in meiner Welt. Doch bevor ich meine Philosophie abschließen konnte, hatte ich auf einmal keinen Teller mehr vor mir, ich hatte jeden Verziert. Was nun hieß: Fertig. -was sagt die Zeit? Noch 30 Sek, schneller als in jeder Probe die wir davor hatten und alles geschafft. Was ein komisches Gefühl. Erleichtert, erschöpft, voller Freude und noch so viel mehr, was ich nicht in Worte fassen konnte, doch ich viel ihr in die Arme, um die Freude mit ihr zu teilen und die ganzen Zweifel waren auch erstmal weg. Es war vorbei, nach der Monate langen Vorbereitung, den schlaflosen Nächten und jetzt den vier Stunden mit purem Adrenalin in meinem Körper. Es fühlte sich so an als wäre die Zeit kurz stehen geblieben, als würden aus einer Sekunde kurz so 30 werden und das alles nur um den Moment der Erleichterung noch ein wenig länger spüren zu spüren.

© Lea Jordan 2025-04-20

Genres
Novels & Stories
Moods
Herausfordernd