An manch trĂŒben Tagen ist mir bereits am Morgen nach Scherz, nach SpaĂ, nach spĂ€tpubertĂ€rem Blödsinn. Und dann hilftâs mir tatsĂ€chlich, diesem Drang mit der Aneignung unnĂŒtzen Wissens zu begegnen. Dr. Google verfĂŒhrt mich auf eine Webseite, in der âKuriose Feiertageâ aufgelistet sind. Da sind schon ulkige Gedenktage dabei. Wen wundert’s, die Mitmenschen jenseits des groĂen Teichs, dort wo einst der Blondl regierte, die sind besonders stark vertreten. Trotzdem, bei einigen dieser âBesonderen Tageâ fĂŒhle ich mich durchaus ein wenig angesprochen. Beispiele gefĂ€llig?
Am 5. August zum Beispiel wird irgendwo auf der Welt der âTag des Abrackernsâ zelebriert, anderorts zeitgleich der âTag der UnterwĂ€scheâ ausgerufen. Und der “Tag der Verkehrsampel” wird gleich international gefeiert. Ohne, dass ich’s wusste, welch ein VersĂ€umnis. Der vierte Grund, an diesem Tag zu feiern, ist der âTag der Austerâ. Ich mag keine Austern, aber UnterwĂ€sche, ja, die mag ich. Sicherheitshalber schau ich nach. Passt, alles in Ordnung.
Zwei Tage wĂ€ren geklĂ€rt, doch was fang ich mit dem “Work like a Dog Day” an? Muss man sich da wirklich abrackern, reicht da eine Person pro Haushalt? GenĂŒgt es, mit Sekt anzustoĂen und respektvoll dieses Tages zu gedenken oder muss man auch wirklich schwitzen?
Ich surfe weiter amĂŒsiert durch diese ulkige Welt und bleibe beim aktuellen Datum hĂ€ngen. Am 30. Juli wird bei den Amis der âTag des KĂ€sekuchensâ zelebriert, anderorts der âZuspĂ€tkommtagâ ausgerufen. WĂ€hrend ich das lese, erscheint dazu passend die Prinzessin des Hauses 20 Minuten nach mir zum FrĂŒhstĂŒck. Im Halbschlaf und trotzdem bereits hungrig. Ich verzichte galant auf eine blöde Bemerkung, denn ich möchte auch ihr einen stimmigen Tagesbeginn ermöglichen.
Die Amis haben nicht nur viele skurrile Ideen, sondern ĂŒberdies schier unendlich viele FahrstĂŒhle, so ist die EinfĂŒhrung des âTalk In An Elevator Dayâ mehr als verstĂ€ndlich. Ich weiĂ allerdings nicht, wie vielen Menschen nach Konversation zumute ist, wenn ein Aufzug die 440 Meter bis zum 95. Stockwerk in 43 Sekunden zurĂŒcklegt. Da hĂ€tte ich doch gerne meine Ruhe und möchte eher jemandes Hand fest drĂŒcken.
Manche Tage regen dabei durchaus zum ernsthaften Nachdenken an, die sind gar nicht lustig. Der âPatriot Day and National Day of Service and Remembranceâ, in den USA mit dem 11. September ein schmerzliches Datum, der ist so einer. Auch am âTag des Grabsteinsâ, in Deutschland am 20. Oktober gefeiert, da sollte man nicht allzu laut lachen. Selbiges gilt ĂŒbrigens fĂŒr den âWeltkrebstagâ am 4. Februar, der hat schon einen ernsten Hintergrund.
Und jetzt, wo ich Sie quasi in die grundlegenden Geheimnisse der kuriosen Feiertage eingeweiht habe, sollten Sie an einem Tag ganz besonders in Jubelstimmung kommen: BegieĂen Sie mit mir am 4. JĂ€nner den âTag des Trivialwissensâ. Aber ĂŒbertreiben Sieâs nicht, sonst wird Ihnen am darauffolgenden âTag der Schlagsahneâ selbige nicht schmecken. Es wĂ€re schade drum.
© Franz Brunner 2021-09-26