Blockade: Ich kann mich nicht entscheiden!

Jennifer Dannler

by Jennifer Dannler

Story

Ich lebe mit vielen Privilegien. Dank meiner Herkunft hatte ich Zugriff auf freie Bildung, immer fließendes Wasser und musste mir nie Sorgen machen, ob abends etwas zu Essen auf meinem Tisch steht. Ich weiß, das ist nicht selbstverstĂ€ndlich und ich bin unendlich dankbar fĂŒr all diese Möglichkeiten, denn in einem Großteil der Welt ist das nicht die NormalitĂ€t. Besonders auf meinen Reisen wird mir das immer wieder ĂŒberdeutlich. Da wollen mir Kinder auf der Straße Dinge verkaufen, obwohl sie eigentlich in die Schule gehören. Da kommt das Wasser braun aus dem Wasserhahn. Von Hungersnöten muss ich jetzt hier gar nicht anfangen.

Also, ich bin offensichtlich dankbar, fĂŒr all das, was mir einfach so mitgegeben wurde. Worauf will ich jetzt aber mit dieser WertschĂ€tzung meines Lebens hinaus? Auf eine Problematik, die mit all dieser Freiheit kommt: Wir haben unendlich viele Möglichkeiten und deshalb auch unendliche Möglichkeiten eine Fehlentscheidung zu treffen.

Damit will ich es auf keinen Fall verteufeln, dass wir prinzipiell machen können, was wir wollen. Aber: Durch all diese Möglichkeiten fĂ€llt es uns oftmals sehr schwer, uns fĂŒr eine davon zu entscheiden. Was, wenn ich mich fĂŒr den falschen Weg entscheide? Die Angst vor der Reue ist groß. Was, wenn ich doch eigentlich so viele Dinge machen will? Gut möglich, dass man dann letztlich nichts so richtig macht. Entscheidungen zu treffen ist schwierig, denn mit der Entscheidung kommt auch viel Verantwortung. FĂŒr uns, unser Leben, unsere Zukunft – oftmals auch die der anderen. Da will man ja schließlich nichts falsch machen. Wir rutschen oft in die Falle des Perfektionismus, weil es sich so anfĂŒhlt, als wĂ€re die Entscheidung, die vor uns liegt nicht revidierbar und fĂŒr immer in Stein gemeißelt. Dadurch wird es auf einmal eine riesige Last, sich fĂŒr einen Job zu entscheiden. Oder die Kaufentscheidung fĂŒr oder gegen das Haus zu treffen. Auch die Frage, ob man kĂŒndigen sollte, um eine Weltreise zu machen, kann schwer im Magen liegen.

Was uns das Leben beim Entscheiden besonders schwer macht, ist der Mangel an Sicherheit. Richtig fertig machen uns nĂ€mlich gerade die BeschlĂŒsse, bei denen wir nicht wirklich sehen können, welche Konsequenzen auf uns zukommen. Und letztlich kennen wir die niemals zu 100%. Die Angst etwas falsch zu machen und spĂ€ter zu bereuen sorgt oft dafĂŒr, dass wir wie versteinert sind. Anstatt links oder rechts abzubiegen, bleiben wir lieber stehen. Ob es da, wo wir stehen, langweilig ist oder wir es gar hassen – oftmals leider irrelevant. Denn es ist das, was wir kennen, unsere Komfortzone. Die Angst lĂ€hmt uns regelrecht. Beispielsweise lassen wir es dann lieber mit dem eigenen Business oder mit der Weltreise, denn im alten Job ist das Gehalt sicher. Erkennst du dich wieder? Gibt es eine Entscheidung, die getroffen werden muss, um deinem Ziel nĂ€herzukommen? DrĂŒckst du dich bisher erfolgreich? Dagegen können wir etwas tun.

© Jennifer Dannler 2022-08-27

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