Markus Steinhofer hat gerade sein Lehramtsstudium beendet. Er musste dafĂŒr viel bĂŒffeln. Nach den obligatorischen PrĂŒfungen der einzelnen FĂ€cher, die er im Wintersemester 2019/2020 mit Bravour bestanden hatte, stand die Diplomarbeit auf dem Plan, fĂŒr die er das Sommersemester 2020 Zeit hatte. Da lag viel Arbeit vor ihm, von Themenfindung bis hin zu GesprĂ€chen mit seinem Betreuer, ExposĂ©, Vorgaben, Quellensuche, Recherche, Umfragen, Hypothesenaufstellung.
Es waren Monate der Reduzierung der sozialen Kontakte und die Corona trug auch ihren Beitrag dazu. Rendezvous mit BĂŒchern, Dating mit Researches im Internet, Schreiben, Schreiben und Löschen und wieder Schreiben, fĂŒllten seine Tage und seine NĂ€chte, an denen er sich mit starkem Kaffee wachhielt. Einmal, nach der Corona Lockerung Mitte Mai, ging er mit Freunden aus, um etwas Ausgleich zu den stressbeladenen Erkundungs- und Erfassungsarbeiten zu schaffen. Sicherheitshalber und aus Angst vor Corona hat sich Markus eine Corona-Warn-App heruntergeladen und sie auch aktiviert.
Ende Juli 2020 war Markus mit der Diplomarbeit fertig und sie wurde von der PrĂŒfungskommission angenommen. Bald wurde auch die kommissionelle PrĂŒfung geschafft. Es war Mitte August, er startete mit der Jobsuche. So hat er eine Bewerbung an den Stadtschulrat geschickt; kaum drei Tage spĂ€ter wurde er zu einem GesprĂ€ch eingeladen und, er glaubte das selbst nicht, wurde als Lehrer an einem AHS angestellt. Gleich zu Beginn des Schuljahrs im September meldete er sich in der fĂŒr ihn bestimmten Schule. Er bekam seinen Stundenplan und drei Klassen, in denen er Chemie lehren sollte.
Am dritten Tag seiner Arbeit wurde unerwartet vom Schuldirektor ein E-Mail unter den Lehrern in Umlauf gebracht, dass jemand in der Schule Kontakt mit einer mit Corona-Virus infizierten Person hatte. Markus schöpfte im Geheimen Verdacht, dass er eventuell dieser Jemand sein könnte. Dann bekam auch er eine Meldung von der Corona-Warn-App, darin stand, dass er im Juni in einer Gruppe von Menschen verkehrte, in welcher zumindest eine Person das Corona-Virus in sich trug. Markus wurde am ganzen Körper heiĂ, er bekam Angst und schwitzte, sein Herz schlug höher. Er fragte sich âWarum ausgerechnet er! Und warum jetzt, wo sein Berufsleben anfĂ€ngt? Warum ist er damals nicht zu Hause geblieben und sich der Gefahr dieses Schlamassel aussetzte, in dem er jetzt steckt?â.
Er musste die Sache melden. Er ging sofort zum Direktor und offenbarte, die in Verdacht stehende Person zu sein. Die Klassen, in denen er unterrichtete, wurden gesperrt, die SchĂŒler mussten getestet werden, und Markus selbst musste dringend zum Amtsarzt und sich testen lassen und der Schule fern bleiben, bis der negative Befund da ist. Nach drei Tagen brachte der Test die Gewissheit, Markus war negativ. Eine groĂe Erleichterung zog durch seine Blutbahnen wie eine kĂŒhle Brise. Er kam und mit ihm kamen auch die SchĂŒler seiner Klassen wieder zurĂŒck zur Schule.
© Latif Håvrest 2020-09-21