Dämlich und Herrlich

Gedankenfängerin

by Gedankenfängerin

Story

Dämlich: stammt von dem heute vergessenen Verb “dämeln / temelen” ab und ist Jahrtausende alt. Die ursprüngliche Bedeutung ist “Dummes Zeug faseln” und “Sich albern benehmen”. Erst ab dem 19. Jahrhundert wurde das Wort mit “dumm / beschränkt” assoziiert.

Herrlich: Hat seinen Ursprung im Wort “hehr” was im 8. Jahrhundert für “erhaben, Ehrfurcht erbietend” verwendet wurde. Jedoch wurde dies fälschlicherweise früh zu “Herr” umgewandt, da viele das Wort mit den Herren der Schöpfung verbanden.

Wieso komme ich ausgerechnet auf diese beiden Wörter?

Nun… Vor ein paar Jahren wurde ich – fälschlicherweise – darauf aufmerksam gemacht, dass die beiden Wörter “Dame” und “Herr” enthalten. Somit wurde mir gesagt, dämlich komme daher, dass die Damen früher – und häufig auch heute noch – als das schwache Geschlecht angesehen wurde und man sich somit “dämlich” benahm. Also schwächlich und dumm. Hingegen leite sich “herrlich” natürlich von den Herren ab, welche sowohl gebildet und stark sind.

Dieser Irrglaube hat sich bei mir bis vor 2-3 Wochen verankert und das Wort “dämlich” wurde grösstenteils aus meinem Wortschatz gestrichen. Auch wenn ich andere “dämlich” sagen hörte, wies ich sie meistens darauf hin. So verbreitete ich unwissentlich diesen Trugschluss weiter, bis ich in einer Diskussion über die beiden Wörter begann zu recherchieren. Dann die Erkenntnis: Oh, die beiden haben ganz einen anderen Ursprung und Sinn als im gängigen Sprachgebrauch angenommen.

Ja, wahrscheinlich ist diese Information für viele nichtig. Trotzdem finde ich die etymologische Bedeutung sehr spannend und auch wichtig. Ich bin dabei auf diverse andere Wörter gestossen, welche in der heutigen Zeit ganz anders verwendet werden als zu Beginn. Mich liess das Thema nicht mehr los und bereits seit einer Woche möchte ich diesen Text schreiben. Ich möchte damit aufklären. Mir ist bewusst, dass es nicht weltbewegend ist. Doch wenn ich schon nur ein paar Leser*innen damit erreiche, konnte ich altes Wissen weitergeben.

Allzu schnell werden neue Wörter erfunden, das Wort des Jahres wird immer abstruser und die klassische deutsche Sprache geht mehr verloren. Anglizismus ist gang und gäbe, ganz automatisch schlichen sich Wörter wie cool, easy und viele andere in unseren Alltag ein. Immer mehr ist Englisch die Sprache der Wahl, egal ob mündlich oder auch in vielen Software-Programmen.

All das ist auch völlig in Ordnung. Wir gehen mit der Zeit und diese bewegt sich verdammt schnell.

Genau deswegen finde ich es für mich schön, wenn ich die Bedeutung von altdeutschen Wörtern kenne und diese vielleicht öfters wieder im Alltag verwenden werde. Geschichte war in der Schulzeit nie mein Lieblingsthema, doch immer mehr sehe ich wie wichtig Ereignisse von früher sind. Denn das Heute ist die Vergangenheit von Morgen.

© Gedankenfängerin 2023-12-23

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