DER FLIEGENDE HUND

gerki

by gerki

Story

Ich sitze im Flugzeug nach Miami, Florida, natürlich in der ECO. Schon am Gate sind mir 2 ältere Damen mit einem kleinen Hündchen aufgefallen, die sich sehr um das Tier gekümmert haben und wie es sich trifft, sitzen sie alle drei in der Reihe vor mir. Der kleine Hund sitzt in einer Tasche mit einem Reißverschluss-Deckel, an dem sich seitlich Netzgitter befinden.

Er kläfft und quietscht so, dass ich ihn mangels näherer Bekanntschaft „Quietschi“ nenne. Zunächst schaut noch sein Kopf aus der Tasche heraus, dann kommt aber eine Flugbegleiterin vorbei und erklärt ganz bestimmt, dass Quietschi eigentlich ganz in seiner Tasche verschwinden müsste, mit zugezogenem Reißverschluss. Dabei protestiert Quietschi natürlich lauthals!

„Was ist da los“, scheint er zu rufen, „da sitzt ihr alle und zieht euch gewalttätige Filme rein und ich kleiner Quietschi bin eine Bedrohung für Euch? Ich will doch nur ein wenig Raum – hab ja eh mein eigenes Ticket bezahlen müssen.“

Als es dann Zeit ist für das Essen, gibt es kein Leckerli für Quietschi, er muss sich mit den Stückchen begnügen, die die Damen ihm von ihrer Ration zuschieben. Hat denn Do&Co gar kein Herz für kleine Hunde, was ist mit dem Hunde-Flug-Gourmet Menü? Hat man das ganz vergessen und glauben diese Leute, dass Hunde über 10.000 Meter Flughöhe keinen Appetit mehr haben? „Was für ein Glück, wenn man zwei so nette ältere Damen bei sich hat, die ein Herz für einen haben,“ denkt Quietschi.

Und dann ist da noch das „kleine und das große Geschäft“! Alle Passagiere stehen auf und wandern regelmäßig in Richtung Toiletten, aber was ist mit Quietschi? Wo darf er sein Beinchen heben und sich erleichtern? Sicher hat man das beim Bau des Flugzeugs vergessen und keinen Baum für kleine Quietschis eingebaut. Da das Bedürfnis trotzdem da ist, wird das Quietschen und Bellen immer lauter und signalisiert die große Not.

Die angrenzenden Passagiere reagieren irritiert auf diese Störung, obwohl sie vergessen, wie oft sie störenderweise zur Toilette laufen. Nur die älteren Damen verstehen die Signale, weil sie auch mit ihrem Herzen bei Quietschi sind. Sie packen ihn aus seiner Tasche und tragen ihn wohin? Zum Baum wäre richtig, aber den hat man ja vergessen einzubauen, so wird es halt die Toilette und Quietschi kommt erleichtert wieder in seine Tasche zurück.

Endlich wird der Sinkflug angesagt und die Landung geht reibungslos vor sich. Wir verlassen alle das Flugzeug und da sehe ich ihn: Quietschi läuft und springt quietschvergnügt im Terminal herum und zeigt, dass auch fliegende Hunde am glücklichsten auf der Erde sind.

© gerki 2022-04-06

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