Der Schattentanz

Sie tanzte durch den Tag, engelsgleich schwebte sie über den Parkettboden, ein Funkeln umgab ihren Körper, wie ein Feuerwerk der Sinnlichkeit.

Er war Schatten – ruhig und bedacht. Unsichtbar, unnahbar, so weit weg, ein Gedankengut ihrerseits.

Sie schließt während des Tanzens ihre Augen, hält seine Hand, denn das ist der schönste Halt im Leben, denn man erleben kann.

Liebe umfängt sie, geheimnisvoll und leise, sie versinkt darin, streicht über ihren Körper, ihr Kleid weht im Wind des geöffneten Fensters im Raum, nur für einen Moment, Fantasie und endlose Träume, nichts ist unmöglich in der Welt der Gedanken, der Freiheit sich Träumen hinzugeben.

Gedanken, Emotionen, Gefühle, Sehnsucht nach Liebe steigen in den Gedanken hervor. Will mich an ihn kuscheln, die Wärme des Schattens spüren, ihn küssen, ohne ihn zu berühren, ihn umarmen, ohne das er da ist, ihn zu begehren ist ein unstillbares Verlangen.

Die Begierde zu genießen, der lauten Welt mit ihm zu entfliehen, das nenne ich ein Geschenk der freien Gedankenwelt.

Im Zauberkreis der Nacht zu leben, hinauszugehen, furchtlos und stark zugleich zu sein, um die Sinne der Leidenschaft zu ihm, dem Schatten zu erleben, das zarte Band weiter zu weben, um zu sehen, wie wertvoll wir füreinander sind.

Eine Hitze steigt ihn ihr auf. Ihr Tanzen wird immer rhythmischer, sie schlingt ihre Arme um ihren Körper.

Sie spürt ihn in ihren Gedanken, den Schatten, wie er sie still und ruhig beobachtet. Wie er immer näher zu ihr kommt. Ihre Arme, mit welchen sie sich um ihren Körper festhält, wegnimmt, sie mit ihrem ganzen Gewicht an ihn schmiegt, sie aber nicht bedrängt. Mit ihr durch den Raum tanzt. Engelsgleich schweben sie beide über den Parkettboden. Sie fühlt sich frei, sich geliebt, Tränen laufen ihre Wangen hinunter.

Die Musik ist aus, der Lärm der Straße dringt zu ihren Ohren. Die Realität hat sie eingeholt. Ihre Gedankenwelt ordnet sich wieder zu der Jetztzeit zurück. Sie streicht sich die Haare aus dem Gesicht, richtet sich ihr Kleid zurecht, flüchtig, unbeobachtet streicht sie über die Stelle, welche sich noch immer warm anfühlt. Es prickelt. Gänsehautgefühl. Glücksgefühl. Sie lächelt, ein Funkeln ist in der Luft zu spüren.

Eines Tages wird der Schatten vor ihr stehen, und es wird Realität werden. Sie hat noch so viel Zeit, das Leben beginnt jetzt.