Der eine oder andere wird das alte Berliner Lied kennen von der “Emma uff der Banke oberhalb der Krummen Lanke”, das Fredy Sieg gesungen hat (1923), und viele andere nach ihm.
Das Klagelied eines Mannes, der ein Mädchen namens Emma “in nem Jrunewaldlokal” (in einem Grunewald-Lokal) trifft. Der Abend endet auf einer Bank am Ufer der Krummen Lanke. Sie verlieben sich, sie wird schwanger. Man heiratet, das Kind kommt zur Welt, die Ehe wird eine Katastrophe, und so trennen sie sich wieder – “nu is schon wieder mit der Liebe Schluss”. Schließlich wird der Mann vom Gericht verurteilt, für seine Frau und sein Kind zu bezahlen.
Nun, ich heiße Emma, und ich liebe Berlin. Immer schon wollte ich sie mal kennenlernen, die “Krumme Lanke”, ein See im Südwesten Berlins im Bezirk Steglitz-Zehlendorf am Rande des Grunewaldes.
Im Februar 1981 fuhr ich mit meinem Vater nach West-Berlin, wo wir ein Hotelzimmer reserviert hatten. Wir waren eingeladen zur Goldenen Hochzeit lieber Freunde in Ost-Berlin, reisten aber schon zwei Tage zuvor an. So hatten wir auch Zeit, ein bisschen West-Berlin zu genießen.
Ich schlug vor, einen Spaziergang an der Krummen Lanke zu machen. Wir fuhren also mit der U-Bahn dorthin und begannen unseren Rundgang. Das Wetter war schön, kalt, aber die Sonne schien. Es war Winter, und die Sitzbänke waren alle abgebaut.
Aber halt, nein – da war tatsächlich eine Bank, die nicht abgebaut war. Also setzte ich mich darauf und bat meinen Vater, ein Foto von mir zu machen. Dann stand ich auf, wischte mit der Hand den Schmutz hinten ab, drehte mich dabei um – und traute meinen Augen nicht. Was stand da?
Ich hatte auf der Bank der “Strauß-Gegner” gesessen. Das war ganz groß in die Lehne der Bank eingeritzt. Links und rechts stand jeweils ein 4-Zeiler.
Links:
Das Wasser ist trüb,
die Luft ist rein
Franz-Josef muss ertrunken sein
Rechts:
Hätte Frau Strauß abgetrieben,
wäre uns Franz-Josef erspart geblieben.
© Emma Breuninger 2020-09-11