Die Katze „Rübe“

Franz Kellner

by Franz Kellner

Story

Das Leben unserer Familie: Meine Gattin Julia, unsere Töchter Ester und Sonja, war und ist immer mit Katzen verbunden. Eines der ältesten Fotos von Julia zeigt sie schon als kleines Mädchen mit einer Katze am Arm.

Seit 24 Jahren wohnen wir am Leberberg. Eine Siedlung am östlichen Standrand von Wien, mit vielen Grünanlagen zwischen den Häusern. Wir haben eine Wohnung mit Terrasse im Erdgeschoss. Ein kleines Paradies für Katzen. Einige Nachbarn um uns herum haben ebenfalls Katzen, welche öfters zu uns auf Besuch kommen. Zu besten Zeiten hatten wir 3 Katzen im Haus. Die Töchter sind groß geworden und ausgezogen. Nun haben wir noch eine gefleckte, junge, sehr lebendige Katze namens Nala.Über sie könnte man auch einiges erzählen, aber diesmal geht es um „Rübe“. Eine Katze mit einem schwarz-braun-rotem Fell, ungefähr ein halbes Jahr alt.

Es ist die letzte Augustwoche 2021. Wie jeden Morgen öffnet Julia die Terrassentür und einige Katzen vom Nachbarn kommen in die Küche. Unser Katzenfutter scheint ihnen zu schmecken. Es ist genug für alle, auch für Nala, da. Julia geht auf die Terrasse und hört zwischen den hohen Gräsern und Büschen ein ängstliches Miauen. Sie sieht Rübe das erste Mal, wir wissen noch nicht wie sie heißt. Julia ruft ihr zu und sie kommt sofort auf sie zugelaufen. Julia hält sie und Rübe klammert sich an ihrer Schulter fest. Sie frisst in der Küche und scheint sehr zutraulich, wenn auch ängstlich.

Wir machen ein Foto von Rübe und eine Anzeige auf der Webseite der Tiersuchzentrale Österreich.

Wir müssen Nala beruhigen und aufpassen, dass kein Streit zwischen den beiden Katzen entfacht, weil sie einander fremd sind. Wir hoffen sehr, dass der oder die Besitzer sich bald melden.

Nach dem Frühstück trage ich den Müll hinaus und treffe unsere Nachbarin. Ich erzähle ihr von der zugelaufenen Katze. In diesem Moment kommt eine junge Dame auf uns zu und fragt, ob wir eine kleine, schwarz-braun-rote Katze gesehen haben. Erfreut antworte ich, ja die Katze ist bei uns, sie ist meiner Gattin zugelaufen. Nun erfahren wir, dass sie Rübe heißt und in einem unbeobachtetem Moment vom Balkon des 3. Stockes hinunter sprang. Julia und die junge Nachbarin umarmen sich, es fließen Freudentränen. Rübe ist glücklich schnurrend in den Armen ihres Frauchen.Eine Untersuchung beim Tierarzt ergibt, dass Rübe wohlauf ist.So könnte die Geschichte mit einem Happyend enden, aber sie geht noch weiter.

Am Abend läutet es an unserer Tür. Draußen steht die junge Dame mit ihrem Freund, ein sehr nettes Pärchen. Sie bringen eine riesengroße Schachtel Merci-Schokolade mit einer Dankeskarte und Fotos von ihren zwei Katzen. Rübe und ihr Bruder, welcher sie schon vermisst hatte.

Man kann es Zufall, Schicksal oder kleines Wunder nennen. Auf jeden Fall ist es wunderbar, nicht nur helfen zu können, sondern dazu noch neue, liebe Nachbarn kennenlernen, was ja in einer Großstadt Wien nicht alltäglich ist.

Foto: Geschenk der Nachbarn

© Franz Kellner 2021-08-26

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