Ich stehe wieder auf demselben Hügel, wo einst die alte Lehmhütte stand. Die Sonne brennt immer noch unbarmherzig vom Himmel, aber der Anblick vor mir ist nicht mehr derselbe.
Wo einst nur braune, leblose Erde war, sehe ich nun kleine Inseln des Lebens. Unsere mühsam errichteten Brunnen, jetzt besser geschützt und effizienter, versorgen ein Netzwerk von Bewässerungskanälen. Zwischen den felsigen Bereichen und Sandflächen haben sich grüne Flecken gebildet – noch klein und zerbrechlich, aber unübersehbar.
Die Bäume, die wir gepflanzt haben, sind noch jung, aber sie wachsen. Ich zähle mehr als einen pro 100 Quadratmeter – ein kleiner, aber bedeutsamer Fortschritt. Zwischen ihnen sprießen widerstandsfähige Gräser und Büsche, die dem harten Klima trotzen.
In der Ferne sehe ich Amir. Er humpelt noch leicht von seinem Unfall, aber das hält ihn nicht davon ab, die neuen Setzlinge zu pflegen. Sein Durchhaltevermögen inspiriert mich jeden Tag aufs Neue.
Die Temperatur schwankt immer noch extrem, aber unsere Schutzvorrichtungen – so übertrieben sie auch aussehen mögen – helfen den Pflanzen, diese Extreme zu überstehen. Wir haben gelernt, mit der Wüste zu arbeiten, nicht gegen sie.
Ich denke an die Worte meines Großvaters zurück: “Du darfst aber nicht wieder vergessen.” Jetzt verstehe ich, was er meinte. Es geht nicht nur darum, sich zu erinnern, sondern auch darum, niemals die Hoffnung aufzugeben, egal wie schwierig die Umstände sind.
Als ich über unser Land blicke, sehe ich mehr als nur die physischen Veränderungen. Ich sehe die Rückkehr des Lebens. Insekten summen zwischen den Pflanzen, und neulich habe ich sogar einen kleinen Vogelschwarm gesehen – ein Anblick, der mir Tränen in die Augen trieb.
Es ist noch ein langer Weg, bis wir die volle 50 Hektar wiederbelebt haben, aber wir haben einen Anfang gemacht. Jeder grüne Fleck, jeder neue Keim ist ein Sieg, ein Schritt in Richtung der Oase, von der mein Großvater gesprochen hat.
Ich hole tief Luft und spüre, wie sich meine Brust mit Hoffnung füllt. Die Luft riecht anders – nicht mehr nur nach trockenem Sand, sondern auch nach Leben. Es ist subtil, aber es ist da.
Als ich den Hügel hinabsteige, um Amir bei der Arbeit zu helfen, weiß ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben nicht nur Land wiederbelebt, sondern auch meine Familiengeschichte, unsere Verantwortung und unseren Stolz.
Und so, während ich meine Hände in die nun fruchtbarere Erde grabe, um einen weiteren Setzling zu pflanzen, fühle ich nicht nur Hoffnung, sondern auch Gewissheit. Wir werden es schaffen. Schritt für Schritt, Pflanze für Pflanze, werden wir unsere Oase wieder zum Leben erwecken. Und diesmal werden wir sie nicht vergessen.
© Ravayavaw Qazapalay 2024-08-26