Eine Kurzgeschichte: Apfelsinen und Orangen

Anna Engeln

by Anna Engeln

Story


Es saß einmal ein kleiner Philosoph namens König auf einem Felsen vor einem Teich und versuchte schwimmende Apfelsinen zu fangen. Andächtig schaute er auf den stillen Teich, der eher einer übergroßen Pfütze ähnelte, und beobachtete die Ringe, die sein Angelhaken schlug. Die noch etwas kühle Luft bläst ihm um die kleine, spitze, schon rote Nase. Er brauchte dringend ein Taschentuch. Natürlich hatte er seine Taschentücher zu Hause in seinem Wallnusshaus vergessen. Typisch.

Gerade war er in Gedanken verschollen, da näherte sich ganz langsam ein Frosch an. „Wer bist du?“, fragte der Frosch neugierig. „Ich bin der Philosoph König. Sei still, gleich hab ich was an der Angel!“. Euphorisch sprang der Philosoph auf und sprang munter auf und ab. Es hatte tatsächlich etwas angebissen! Jetzt bloß nicht die Balance verlieren, sonst fällt er auch noch ins Wasser! Mit Leibeskräften zerrt der kleine Philosoph an seiner Angel, die Angel drohte bereits zu brechen, und, und, und …

Im hohen Bogen fliegt eine knall orange Apfelsine aus dem Wasser und knallt -patsch- direkt neben dem Philosophen auf. Dieser wurde pitschnass, der Frosch zuckte erschrocken zurück. „Geschafft, geschafft! Es gibt sie wirklich! Wilde Apfelsinen! Und wie groß die sind!“, jubelt der Philosoph und sprang erfreut wild umher und gab der Apfelsine sogar eine Umarmung. Der Frosch traute seinen Augen nicht. Noch nie hatte er eine wilde Apfelsine gesehen, schon kaum eine die in deiner Pfütze an Angeln anbeißt.

„Was ist denn das? Eine Orange?“, fragte der Frosch ungläubig. Der Philosoph blickte ihn ungläubig mit großen Augen an. „Aber nein, das ist eine Apfelsine. Hast du jemals eine Orange gesehen, die schwimmt?“. Dem Frosch fiel die Kinnlade runter. Aber sowas auch. Niemand würde ihm glauben. „Was hast du jetzt mit der Apfelsine vor?“, fragte er vorsichtig. „Na mit nach Hause nehmen und schön anbraten mit etwas Rucola.“, sagte der Philosoph namens König feierlich. Er hatte seinen Schlitten schon vorbereitet und rollte die Apfelsine, die gut doppelt so groß war wie er, behutsam auf die dünnen Ästchen. Er legte die Schnüre an und zurrte sie so fest er konnte, sowas Kostbares könnte er niemals vom Wagen rollen lassen.

„Nun denn, man sieht sich!“, rief der Philosoph dem Frosch noch zu, während er sich bereits auf seinen Heimweg zu seinem Wallnusshaus machte. Die Angel hatte er liegen lassen.

„Nun denn“, dachte der Frosch, „dann will ich mir auch mal eine Apfelsine fangen“, und setzte sich auf den Felsen an den Teich und wartete

© Anna Engeln 2023-12-13

Genres
Humor & Satire
Moods
Komisch