by aUra
Im September 2016 fing ich in Wien eine Lehre an, welche bis 2019 gehen sollte. Ich war schon spät dran, nach 12 Schuljahren kam ein Jahr mit Praktika in Sydney und Berlin, gefolgt von einem Jahr an der Uni Passau. Danach ging ich nach Wien.
Im Sommer 2018 wurde ich schwanger. (Die Stereotypen nerven mich sehr – ich bin nicht zu blöd zum Verhüten, manchmal hat man einfach Pech. Die Pille Danach hilft nur, wenn der Eisprung noch nicht stattgefunden hat! Sorry, das am Rande.) Ich entschied mich, das Kind zu behalten. Es folgte ein Telefon- & E-mail-Marathon, wie es mit der Ausbildung weitergeht. Ich hoffte, kurzfristig an den Prüfungen teilnehmen und die Lehre vorzeitig beenden zu können, aber das ging nicht. Stattdessen ging ich in den frühzeitigen Mutterschutz – Dank meiner Hüftdysplasie & der Tatsache, dass ich mehrfach täglich erbrach. Nicht nur morgens, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich war ein Häufchen Elend.
Im Februar 2019 kam unsere kleine M. dann zur Welt. Nach dem Mutterschutz kam die Karenz, dann Umzug nach NĂ–, im Mai & Juni 2020 wĂĽrde ich die Lehre abschlieĂźen. Im Mai hatte ich Berufsschule im Heimunterricht (verfluchtes Corona!), im Juni, reduziert durch Urlaubsanspruch, Feiertage & Co., meine letzten 4 Arbeitstage im Betrieb,
Dann wartete ich auf den Termin für die Lehrabschlussprüfung (LAP). Ich telefonierte mehrfach hinterher, immer hieß es, ich sei angemeldet, und warum ich noch keinen Termin hatte, obwohl ich zu den ersten Prüflingen hätte gehören sollen, konnte niemand erklären. Bis eine Dame schließlich sagte, „Sie können ja gar nicht teilnehmen, Sie sind ja noch im Mutterschutz“. Entgeistert entgegnete ich, dass ich das seit April des Vorjahres nicht mehr war. Wir hatten mittlerweile August. Unsere Personalchefin hatte wohl vergessen, das anzugeben.
Den Termin bekam ich für November. Ich fuhr nach Wien, übernachtete beim Vater meines Freundes, um am nächsten Morgen keinen weiten Weg mehr zu haben. Doch am Prüfungsmorgen erwachte ich mit Herzrasen, Kopfschmerzen und Übelkeit. Ich übergab mich so viel, dass ich zitternd im Bad liegen blieb. Das hatte ich alle paar Wochen. Keine Chance auf Prüfung. Noch mehr Zeit vergeudet.
Diesen Juni kam endlich der nächste Termin. Die Schriftliche lief mäßig, hab mich wieder übergeben. Am Tag darauf flogen M. und ich 1 Woche nach Barcelona zu meiner Schwester. Dann folgte die mündliche Prüfung – sie lief sehr gut, die Prüfer bedauerten, dass die schriftliche nicht besser war. Aber: Bestanden! Endlich geschafft! Leider durch die Unterbrechung nur „Bestanden“, obwohl alle Zeugnisse 1.0 waren. Verschwendung an Potenzial, wenn man mal bedenkt, wie meine Schulbildung lief. Mit den Zeugnissen und einer guten LAP hätte ich ein Diplom bekommen. Nach mehreren Auslandsjahren und Internat an einer Privatschule hätte ich meinen Eltern gerne mehr als „Schwangere Azubi mit normalem Abschluss“ präsentiert. Irre peinlich. Aber geschafft. Mit 26. Mal schauen, was noch kommt.
© aUra 2021-07-21