Fischers Fritz……

Erika Eck

by Erika Eck

Story
Südsteiermark, Österreich


Viele Menschen haben ein Hobby, dem sie nachgehen und in dem sie „aufgehen“! Hobbys lassen einen die Welt vergessen, sie sind erfüllend und halten vor allem ältere Menschen jung, aktiv und agil! Ich bin die Partnerin eines Hobbyfischers und jedem, der es hören will, erzählt mein Mann von seinen Fischzügen, von seinen tollen Fängen, von der Erholung an den diversen Fischteichen und von der Ruhe und Entspannung der Nerven! Was er allerdings niemandem erzählt, ist die andere Seite seines Hobbys, die sich für mich ganz anders darstellt! Wenn ich ihn begleite, sind wir sowieso voll bepackt mit Anglerzeug, jeder muss noch seinen Sessel oder den Liegestuhl schleppen, oft haben wir auch noch die Jause und Getränke mit, wenn wir vorhaben, den Tag intensiv zu nutzen! Das alles schleppen wir zum geeigneten Platz am Teich oder auch See, denn mein Mann will beim Angeln Erfolg haben. Am angeblich idealen Anglerplatz lassen wir uns dann häuslich nieder. ICH brauche einen schattigen Platz, mein Mann ein flacheres Ufer, damit er den an der Angel zappelnden Fisch problemlos aus dem Wasser ziehen kann! Manchmal habe ich auch einen kleinen Sonnenschirm dabei: für alle Fälle! Sobald ich es mir auf der Liege bequem gemacht habe, das mitgebrachte Buch aufgeschlagen habe und gerade dabei bin, ein bisschen in der Wärme einzudösen, zeigt sich an der Angel meines Mannes der erste Biss eines Fisches: Die Angel biegt sich so 60 Grad zum Wasser, es muss ein riesiger Fisch an der Angel sein! Mein Mann schreit nach dem Kescher, dem Fischernetz, das er unter den zappelnden Fisch halten muss, um ihn problemlos herausziehen zu können. Natürlich ist der Kescher für ihn unerreichbar, sodass ich mich aus dem niedrigen Liegebett quälen muss, um ihm den Kescher zu bringen! Oft ist es da schon zu spät und der Fisch verschwindet fröhlich im tiefen Wasser und hat sein Leben gerettet! Der vorwurfsvolle Blick, den ich dann abbekomme, lässt mich das erste Mal am Hobby, das angeblich Nerven schonend wirken soll, zweifeln! Nach langer Zeit, in der sich an der Angel nichts getan hat, versucht es mein Mann mit einer zweiten Angel. Nun heißt es, doppelt aufzupassen! Und gerade in einem Moment, in dem mein Mann sich in den nahen Wald begibt, weil er aufs „Klo“ muss, biegen sich beide Angeln dem Wasser zu: Bei beiden Angeln haben Fische angebissen! In meiner Verzweiflung schreie ich um Hilfe, mein Mann gibt mir vom Wald her die Anweisungen, was zu tun sei, dass ich die Angeln einholen müsse, aber ich weiß nicht, bei welcher ich anfangen soll. Ich bin hektisch, aufgeregt, übernervös und wenn mein Mann wieder da ist, haben sich auch die Fische vertschüsst! Wer trägt nun die ganze Schuld? Natürlich ich! Viele solcher Angelausflüge habe ich schon hinter mir und sie laufen fast immer nach dem gleichen Schema ab und wenn mir jemand erzählt, dass Angeln angeblich die Nerven beruhigt, wenn mir jemand sagt, man könne sich beim Angeln herrlich regenerieren, dann bekomme ich je nach Tagesverfassung einen unkontrollierten Nervenzusammenbruch! Meinem Mann macht das gar nichts aus, denn wie schon oben zu lesen: Angeln ist beruhigend und stärkt die Nerven!!   


© Erika Eck 2023-06-05

Genres
Humor & Satire
Moods
Abenteuerlich, Herausfordernd, Komisch, Entspannend, Angespannt
Hashtags