Gedanken zur Krimi-Statistik in Rosenheim

Klaus Schedler

by Klaus Schedler

Story
Rosenheim 2002 – 2024

Seit Jahresbeginn 2002, somit also seit bislang 22 Jahren ermittelt im ZDF das bekannte Fernsehteam der Rosenheim-Cops in diversen Tötungsdelikten aller Art. Bislang ist es ihnen so gelungen, nahezu 550 Fälle aufzuklären und die Straftäter, seien es Männer oder Frauen, zu überführen.

Das Team kann somit nicht nur auf eine erstaunlich hohe Anzahl an Verhaftungen verweisen, sondern kann bei ihrer Ermittlungsarbeit auf eine Erfolgsquote verweisen, die weltweit ihresgleichen sucht.

Auch wenn mich Kriminalfilme im Fernsehen im Allgemeinen nur wenig ansprechen, machten mich diese Umstände hellhörig und ich begann mich für die Rahmenbedingungen zu interessieren, die solche Ergebnisse möglich werden lassen.

Eigentlich gibt es nicht viel Besonderes zu berichten: Rosenheim ist ein mittelgroßes, beschaulich hübsches Städtchen in Bayern mit etwa 63.000 Einwohnern und liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen München und Salzburg.

Vergegenwärtigt man nun jedoch sich die Einwohnerzahl, so wirft die die Anzahl von 550 Tötungsdelikten innerhalb eines Zeitraums von nur 22 Jahren die Frage auf, welche Umstände bewirken, dass in Rosenheim im Abstand von durchschnittlich 15 Tagen ein Mensch eines gewaltsamen Todes stirbt.

Dabei ist ferner zu berücksichtigen, dass ja nicht die Gesamtheit aller Einwohner für eine Täterschaft in Betracht gezogen werden kann: Vielmehr sollten von den 63.000 schätzungsweise 13.000 Personen abgezogen werden, weil diese aufgrund ihres zu geringen oder zu hohen Alters kaum für eine Täterschaft in Betracht gezogen werden können. Gleiches gilt für die 2.800 Bediensteten der Polizei-Díenststelle Oberbayern-Süd mit Sitz in Rosenheim, die ebenfalls als mögliche Tatverdächtige auszuschließen sind. Schließlich ist zu berücksichtigen, dass die Einwohnerzahl Rosenheims nicht nur durch die Mordopfer, sondern auch aufgrund der Menge dingfest gemachter überführter Straftäter reduziert wird.

Das alles klingt so, als sei Rosenheim trotz der höchst erfolgreichen Tätigkeit der Rosenheim-Cops aufgrund seiner Tötungsrate von ca 40 Opfern pro 100.000 Einwohnen ein ähnlich unsicherer Ort wie zum Beispiel das aufgrund seiner Verbrechen berüchtigte Port-au-Prince auf Haiti. Trotz dieser bedenklichen Entwicklung gibt es aber auch einen positiven Effekt: Mit der opferbedingt sinkenden Einwohnerzahl sinkt sowohl die Menge möglicher Mordopfer als auch die Anzahl potenzieller Täter. So gesehen schafft sich somit das Verbrechen selbsttätig ab. Das bedeutet aber auch, dass man über kurz oder lang keine Rosenheim-Cops mehr benötigt. Die Drehbuchautoren beim ZDF müssen sich also etwas Neues einfallen lassen, damit der Ruf von Rosenheim nicht nachhaltig geschädigt wird.


© Klaus Schedler 2024-02-02

Genres
Humor & Satire
Moods
Inspirierend
Hashtags