Kapitel 4: Berührung unerfüllter Träume

Ryhane Nuri

by Ryhane Nuri

Story

Kaum hatte ich meinen Tee ausgetrunken, füllte die Mutter mein Glas erneut. Der Vater unterhielt sich mit ihrer anderen Tochter, und beide lachten ausgelassen.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Als ich den Kopf wandte, traf mich der besorgte, liebevolle Blick der Mutter. Ich zuckte leicht zusammen, beruhigte mich jedoch schnell. Es war etwas, das ich nicht gewohnt war.

„Geht es dir gut, mein Schatz?“, fragte sie sanft.

„Ja, alles gut“, sagte ich lächelnd. „Danke, Mama.“

Es war so ungewöhnlich, diese Wörter auszusprechen. Gleichzeitig fühlte es sich unglaublich gut an. Obwohl ich das Wort „Mama“ schon lange nicht mehr benutzt hatte, saß es so gerne und friedlich auf meinen Lippen, als hätte es dort schon immer seinen Platz gehabt.

Zeynep drehte sich zu mir. „Hayal, möchtest du heute wieder mit mir zur Konditorei fahren?“

„Ich … ähm …“, murmelte ich und wusste gar nicht, was ich darauf antworten sollte. Mir kam ein Gedanke: „Ich fühle mich nicht so gut. Es ist besser, wenn ich heute zu Hause bleibe.“

Die Mutter kam zu mir, strich mir über die Haare und sagte: „Güzel kızım (mein schönes Mädchen), es ist besser, wenn du daheim bleibst. Ich werde dir eine leckere Suppe kochen, damit du dich schnell erholst.“ Sie tauschte einen Blick mit meinem Vater aus.

Ich ging in mein Zimmer hinauf. Warum wachte ich nicht auf? Es hatte zu lange gedauert. Ich legte mich auf mein Bett und fragte mich, warum ich in diesem Leben nicht das Glück gehabt hatte, in so einer liebevollen Familie aufzuwachsen.

Vertieft in Gedanken, bemerkte ich nicht, wie die Zeit verging, bis mich das Klopfen an der Tür in die Realität zurückholte. Schon wieder verwechselte ich meinen Traum mit der realen Welt, natürlich in meinem Traum.

Ein Junge kam herein. Wer war das nun schon wieder?

„Aşkım! (Mein Schatz)“

Oh Gott. Das hatte mir noch gefehlt.

In seinen Händen hielt er einen Blumenstrauß und eine Schachtel Schokolade. Die Schokolade legte er auf den Tisch, die Blumen gab er mir in die Hand.

„Danke“, sagte ich, während ich sie entgegennahm. Er setzte sich neben mich aufs Bett und strich mir sanft über die Wange.

„Ich habe gehört, du bist krank. Warum passt du nicht auf dich auf?“

Ich zögerte. „Ich …“

Doch er ließ mich nichts sagen und legte seine heißen Lippen auf meine.

© Ryhane Nuri 2025-01-08

Genres
Novels & Stories