Wieder einmal lief die Magierin die winzige finstere Zelle auf und ab, hin und wieder zurück, während die Arzthelferin nur zusammengekauert auf der Liege saß. Sie tat der Magierin schrecklich leid, in einer Zelle eingesperrt worden zu sein, nur weil sie ihr helfen wollte. Langsam ging sie auf die Arzthelferin zu und setzte sich neben sie. Vorsichtig legte diese ihren Kopf auf der Schulter der Magierin ab, wenn auch ohne viele gesprochene Worte hatten sie sich doch aneinander gewöhnt, viel mehr noch, eigentlich. Die Magierin strich ihr sanft über die Schulter, vorsichtig nur über den Rücken, als die Arzthelferin nur ganz leise beinahe wimmerte: “Ich will hier raus… Ich halte es nicht aus”. Ganz leicht nur nickte die Magierin auf diesen Wunsch hin, nahm sich ein Blatt Papier und einen Stift von den Zeichensachen der Arzthelferin und schrieb: “Ich kann dir helfen hier rauszukommen”, worauf die Arzthelferin nur unsicher den Kopf schüttelte. “Sie würden dich verletzen”, und wieder antwortete die Magierin schriftlich darauf: “Ich halte das aus, ich möchte nur, dass du deine Magie nutzt bevor ich dir helfe”. Da schüttelte die Arzthelferin heftig den Kopf. “Die Magie ist falsch!”, “Dann kommst du hier nicht raus.”, war die Feststellung der Magierin, wodurch die Arzthelferin seufzend klein beigab. “Magie also, hm? Und dann hilfst du mir hier raus, was ist dein Plan?”. Recht groß schrieb die Magierin auf das Blatt in ihren Händen: “Kannst du schreien? Laut schreien?”, und damit war zumindest der Plan geklärt. Einige Momente dauerte es die Magierin bis sie sich überwinden konnte, doch dann begann sie zu sprechen: “Bõdo eony wadok aol roaos al boesc hann oslkhoenon”, und als sie diese Worte gesprochen hatte, flog ein kleiner aus Feuer geformter Vogel aus ihrer Hand hervor, welchen die Magierin mit großen Augen bewunderte. Sie schrieb auf ihr Blatt: “Feuervogel”, lächelte sanft auf, soweit es ihr möglich war, bevor sie weiter schrieb: “Ich werde dich vermissen, Feuervogel. Verbrenn das Blatt bitte, es sollte keine Beweise geben”. Die Arzthelferin las den Zettel mit großen Augen, dann ließ sie den Feuervogel das Papier aufessen, alles bis auf das Wort “Feuervogel”, diesen Schnipsel steckte sie sich ein. “Ist das jetzt mein Name?”, sanft nickte die Magierin. “Ich hatte ewig keinen Namen mehr, ich”, sie stockte, “werde dich auch vermissen”. Einen Moment legte sie die Arme um die Magierin, welche die Geste erwiderte, dann allerdings gab es noch den Plan welcher erfüllt werden musste und die Arzthelferin schrie auf. Es dauerte nicht lange, bis Wachen in die Zelle kamen, Feuervogel von der Magierin wegzogen und diese zu Boden schlugen. “Warum riecht es hier nach Rauch?”, fragte eine Wache, und mit einem gespielten Zittern deutete sie auf ein wenig Asche bei ihren Malsachen, welche sie dann noch mitnahm. Sie verließ die Zelle und die Magierin war zum ersten Mal wirklich alleine. Doch was das bedeuten würde, war der Magierin noch nicht bewusst.
© Kerstin Walter 2022-07-06