Kindheitsträume

Was habt ihr euch als Kinder gewünscht? Wie habt ihr euch das Erwachsen-Sein vorgestellt? Früher, als ich klein war, bin ich oft mit meinen Eltern in den Skiurlaub gefahren. Seltsamerweise hatte ich ein Talent dafür. Ich konnte schon früh besser als andere Kinder Ski fahren, und die Zeit, die wir dort in diesem anderen Land verbrachten, das gar nicht so groß anders war als das unsere, war die schönste Zeit meiner Kindheit. Das magische Glitzern des Schnees, die wie mit Puderzucker überzogenen Tannen und dieser Geruch nach Freiheit hatten schon immer etwas Erlösendes. Und das Essen – das Beste, das ich je hatte. Schon mit zehn Jahren wusste ich, dass ich mit mindestens vierundzwanzig in diesem Land wohnen würde. Dass dieses Glück, das dort verborgen schien, auf mich wartete.

Mit dem Älterwerden vergaß ich, was ich mir mit zehn Jahren so inbrünstig vorgenommen hatte. Ich meine, wie viele von euch erinnern sich noch daran, was ihr euch im Grundschulalter gewünscht hattet? Doch kaum war mein Vater verstorben, das Leben hatte eine skurrile, unerwartete Wendung genommen, in der ich mir wie ein Reality-TV-Star vorkam, erinnerte ich mich an dieses zehnjährige kleine Mädchen, das davon geträumt hatte, ihr eigenes Leben in die Hände zu nehmen und zu tun und zu lassen, was es wollte. Und zum ersten Mal nach sehr, sehr langer Zeit wollte ich wieder dieses kleine Mädchen sein, das träumte und die Dinge einfach in die Tat umsetzte. Es wurde an der Zeit, dass ich meine beiden in Selbstmitleid versunkenen Arschbacken zusammenkniff und mich der Realität stellte. War das Leben manchmal ein verdammter, schlechter Witz? Ja, mit Sicherheit! Kümmerte sich jeder in erster Linie um sich selbst? Ja, verdammt. Also, was hielt mich noch hier? Weder meine schlechte Laune noch mein Baden in Selbstmitleid änderten etwas, also beschloss ich, dass ich etwas ändern würde.

Wien, mach dich bereit, ich komme! Hatte ich genug Geld für ein Studium? Gott, nein, doch das war mir egal, so kompliziert konnte das Leben doch nicht sein. Noch während ich über Online-Tests und Jobanzeigen hing, lernte ich jemanden kennen, dem das Leben genauso in die Suppe gespuckt hatte wie mir. Und kaum dass ich mich versah, waren wir zwei Girls in ihren Zwanzigern, die genug hatten – genug von dem Hin und Her, dem ständigen Drang, sich den Depressionen hinzugeben und der Welt zeigen wollten, dass sie nicht unterzukriegen waren. Und da könnt ihr euch sicher sein: Das waren wir nicht und sind es heute noch nicht.