Leberblümchen. Bezaubernde Naturwesen

Angela Buchegger

by Angela Buchegger

Story
2024

In alten Zauberwäldern wären sie zu finden. Die kleinen Leberblümchen oder Hepatia nobilis. Diesen Bericht von der Waldfee habe ich auf Facebook gelesen. Warum lässt sich aber niemals ein Leberblümchen in meinem eigenen Zauberwald blicken, denke ich enttäuscht. Irgendetwas passt da wohl nicht, für das süße lilafarbene Blümchen, welches zu den Hahnenfußgewächsen gehört und dessen Blätter ausschauen wie kleine Lebern, dreilappig. Daher hat es wohl seinen Namen. Bisher kannte ich persönlich die kleine Pflanze nur von Bildern. Bis sie mir begegnete.

An einem eher drüben Februartag traf ich sie, auf meinem Lieblingswanderweg, als ich mit meiner Freundin beschwingt am Maestosoweg unterwegs war. Plötzlich bekam der Wald, durch welchem wir liefen, ein besonderes Leuchten. Da waren sie also, schon so früh in diesem Jahr, die aller süßesten Frühlingsboten.

Beide bewunderten wir jedes einzelne Exemplar, welches hier seine ganze Pracht entfaltete. Blau bis lila, mit kleinen weißen Pünktchen, sozusagen die Staubfäden, die aus dem Blütenkelch hervordrängen und Tautropfen auf den sattgrünen Blättern. Zwischen Efeu und Baumwurzeln, jungen Buchenschösslingen, die auch schon Knospen zeigten, zwischen Seidelbast und Huflattichblüten waren sie plötzlich. In großer Vielfalt, präsent. Ich kramte in meinen Erinnerungen. An die Begegnung mit dem Naturgeist, sprich Kräuterkundigen, musste ich denken, welcher mir im Wald plötzlich gegenüberstand und erzählte, dass Leberblümchentee bei Verfettung der menschlichen Leber wirksam sein sollte. Zum Glück brauche ich diese Behandlung noch nicht, sage ich zu meiner Wanderfreundin. Ja, diese Waldgeister. Oft spüre ich sie hautnah. Ich rieche sie förmlich und wenn ich in Gehmeditation Stimmung durch den Wald schlendere, kann schon sein, dass mir die eine oder andere Blumenelfe begegnet. Oder ein bärtiger Troll, Waldnymphen, sowie lustige Kobolde mit Spitzhut. In diesen Momenten der Ruhe erlebe ich immer maximale Glückseligkeit. Natürlich weiß ich, dass es die ätherischen Öle sind, welche das Bewusstsein dazu inspirieren, solche Phänomene zu erspüren. Auf manchen Stellen im Wald fühle ich mich ja besonders wohl. Seien es die moosbewachsen, alten Baumstrünke, wurzeldurchzogene Waldwege oder eine plätschernde Quelle, die einen Platz besonders einladend gestalten. Wo der Energiefluss besonders harmonisch zirkuliert und mich zu einem aufrechten, herzlichen Miteinander mit den Pflanzengeistern und Naturwesen inspiriert.

Naturwesen beleben Erde, Steine, Pflanzen, Tiere und uns Menschen und fördern Wachstums- und Reifeprozesse. In der Geomantie bezeichnet man diese besonderen, inspirierenden Naturplätze als Naturtempelbezirke. Der Platz, wo wir die Leberblümchen trafen, war wohl ein solcher, wo Naturwesen in besonderer Dichte vorkommen. Er hat von Kraft und Fülle nur so gestrotzt. Und ein Gedicht schoss auch gleich durch meinen Kopf.

Leberblümchen, zartes Wesen, wo bist du so lang gewesen. Noch nie hast du dich mir gezeigt, doch heut hast du mich höchst erfreut. Konnte vor Staunen mich nur verbeugen, um Deine Schönheit zu beäugen. Den Frühling kündigest du mir an, wie es eben nur ein zartes Blümchen kann.

© Angela Buchegger 2024-03-19

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