Meinst Du was Du da sagst? – FDH!

Berta-Dickens

by Berta-Dickens

Story
Bad Endorf 2025

Neulich beim Mittagessen schaute ich bekümmert auf meinen Teller. Dort war der gekochte Fisch von einer Kräutersauce bedeckt, dass ich raten musste, um was für ein Meerestier es sich handelt. Ich sortierte die wahrscheinlich maschinell geschälten Kartoffeln, es waren zwei Kartoffeln in Tischtennisballgröße. Eigentlich gab es nichts zu sortieren. Das Salatblatt kam mir auf der anderen Seite des Tellers sehr einsam vor. Ich drapierte das Salatblatt in der Mitte der beiden Kartoffeln. Nun war aber der Fisch mit der überschütteten Sauce auf der anderen Seite des Tellers ins Abseits geraten. Ich fragte mich, wie die anderen Gäste in der Kantine mit dieser Anordnung umgehen.

Eine leise Stimme ermahnte mich eindrucksvoll: “FDH!, – friss die Hälfte!”. Ich dachte für mich, wovon? Auf dem Teller lag bereits die Hälfte. Leicht verwirrt stocherte ich im Fisch herum. Pangasius, Indonesien, dachte ich mir.

Mit nun innerlichem Schmunzeln blickte ich zum Fenster auf die noch schneebedeckten Berge hinaus. Ja, wir leben im Überfluss und die Hälfte aus meiner Vorstellung, was die Größe der Essensportion betraf, lag nun vor mir. Ich zerdrückte die Kartoffeln und nahm Zeit für mich und das Essen. Nicht wie so oft, schnell, schnell. Unwillkürlich musste ich an einen gut gefülltem Dürüm Döner denken. Den esse ich auch mit Genuss. Und hier liegt der Ursprung von ungesundem Essen, oder eher eines ungesunden Essverhaltens. Selten nehme ich mir richtig Zeit. Ich nutzte meine Erkenntnis und teilte den Fisch in Segmenten auf. So blieb dann im Mund noch Platz zum Kauen.

Ich wurde immer langsamer beim Essen und konnte auf einmal genießen.

Ich empfand plötzlich keinen Heißhunger mehr. Und auch einen Nachschlag schloss ich aus. Da war ja noch der Joghurt, der mich förmlich anbettelte. Ich verlangsamte meine Frequenz des Kauens. Wow!, ich konnte weiter genießen. Für mich war das Kantinenessen jetzt nicht mehr ein Abenteuer, sondern meine Zeit. Auch die Aufforderung – “FDH!” war verflogen. Ich machte mir keine Gedanken mehr, wann der kleine Hunger wieder kommt. Ich hatte mich mit der reduzierten Portion angefreundet.

Zum Abendessen nahm ich mir die gleiche Taktik mit dem langsamen Essen vor.

Guten Hunger.

© Berta-Dickens 2025-03-20

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