Muttertag……

Sonja Kato-Mailath

by Sonja Kato-Mailath

Story

Muttertag war fĂĽr mich viele Jahre meiner Jugend kein Tag der Freude. Als kleines Kind habe ich ihn zelebriert, aufgeregt meine- in Kindergarten und Volksschule heimlich hergestellten -Basteleien und Kunstwerke ĂĽberreicht oder auch Gedichte aufgesagt und es geliebt, meine Mutter damit zu ĂĽberraschen.

Als meine Mutter starb, war ich 11 Jahre alt.

Bis zu dem Tag, an dem ich selbst vor 18 Jahren Mutter wurde, war mir dieser Tag schmerzvoll. Verständlicherweise.

Mutter zu sein – seit 15 Jahren auch zum zweiten Mal – hat meine Perspektive auf den Tag (natürlich) geändert. Ich habe mich IMMER sehr über Selbstgebasteltes und Gedichte aus dem Mund meiner Kinder gefreut, wirklich! Und einmal habe ich sogar darauf bestanden zum “Wienerwald Restaurant” (wer kennt das noch ?!) auf ein Muttertags-Brathendl ausgeführt zu werden. Aber letztlich ist dieses “für einen Tag in den Mittelpunkt gestellt zu werden”, etwas was ich – ungeachtet der Tatsache, dass ich als Moderatorin sehr oft auf einer Bühne und vor hunderten ZuseherInnen im Mittelpunkt stehe – eigentlich nicht mag. Fragen Sie meine Familie. Obwohl ich es liebe Mutter zu sein: es gibt in meinem Leben keine wichtigeren Menschen, als meine zwei Kinder.

Muttersein war (und ist) aber immer auch nur EINE meiner Aufgaben; bei beiden Kindern war ich nach 8 Wochen wieder im Job, und bin durch verschiedene Berufe – Gemeinderätin (mit zwei Kleinstkindern), Leitungsposition in einem Medienunternehmen (mit zwei Klein-Kindern), Selbstständig (mit 2 heranwachsenden Puber-Tieren) – gegangen, plus neben der Berufstätigkeit immer auch hauptverantwortlich für die Verwandtschafts-Belange zu sein.

Sounds familiar?

Der heurige Muttertag lässt mich aber vor allem nachdenken, über gesellschaftliche Realität, die ungleichmässig verteilte Care-Arbeit, die Lohnschere zwischen Männern und Frauen, die vielen systemrelevanten Berufe, die Frauen im Einzelhandel, in der Pflege oder auch in der Reinigung ausüben und die strukturell schlecht bezahlt sind.

Der 13. März 2020, Tag 1 des Corona-Shutdowns in Österreich, war aber auch der Beginn einer Zeitreise, die uns Frauen über Nacht gesellschaftlich ins Jahr 1950 bugsiert hat, nur unseren Laptop, unser Smartphone und das Internet durften wir mitnehmen. Da standen wir in unseren Küchen, mit Kindern am Rockzipfel, dem Kochlöffel in der Hand und den AirPods im Ohr, um den Business-Call zu erledigen. Da zogen wir uns in den Kasten zurück um ungestört einen Zoom-Call (mit gefaketem Hintergrundbild, natürlich) zu führen, und wenn alle Kinder, homegeschoolt, genährt, gewaschen, getröstet, rundunversorgt in ihren Betten gelegen sind, war endlich Zeit für Buchhaltung oder Berichte schreiben.

Heute also Muttertag, an dem uns das Frühstück gemacht wird, wir beschenkt werden mit Blumen und Gedichten, Küchengeräten oder Aufmerksamkeit.

Und am Abend, wenn alle in ihren Betten liegen….

🙌

© Sonja Kato-Mailath 2020-05-10

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