Seit jeher kommen Bäumen eine besondere Bedeutung zu. Vorerst waren es mystische Beweggründe, die den Menschen an den Baum banden. Man denke an die Baumverehrung früherer Völker, an die heiligen Haine der Griechen und Römer oder an den Weltenbaum „Yggdrasil“, der in der Vorstellung der nordischen Mythologie als immergrüne Weltesche Sitz der gerichthaltenden Götter war. Yggdrasil soll von Odin, dem Schöpfer aller Dinge, erschaffen worden sein.
Noch älter ist, als frühes religiöses sumerisches Zentrum, der Baum von Eridu. Er galt vom 6. bis zum 4. Jahrtausend v. Chr. in der kosmischen Vorstellung Mesopotamiens als der Lebens- oder Weltenbaum. Die Wurzeln des heiligen Baumes von Eridu reichten bis in die Unterwelt, die Baumkrone beherbergte die Sonne und galt als Himmel, der Baumstamm symbolisierte als mittlere Ebene das Leben sowie die Gegenstände auf der Erde. In ähnlichen mesopotamischen Überlieferungen wird neben zwei heiligen Flüssen auch ein Garten erwähnt, der sich im Bereich des Weltenbaumes befand.
Die Begriffe „Baum des Lebens“ oder „Stammbaum“ finden sich bei allen Völkern und Religionen. Aus Felszeichnungen alter Völker (wie ich sie selbst an etlichen Stellen in Afrika und Europa gesehen habe) geht hervor, dass eine Identität zwischen Mensch und Baum hergestellt wird.
In manchen heutigen Bräuchen ist das alte Wissen noch vorhanden. Wir haben in unserem Garten für jeden meiner Zwillingsenkel einen Apfelbaum gepflanzt. Sowohl Bäume, als auch die Kinder gedeihen prächtig und das ist ein gutes Zeichen.
Welche Bäume haben eine Bedeutung?
Viele christliche Wallfahrtskirchen oder Kapellen wurden bei „Heiligen Bäumen“ errichtet. In manchen österreichischen Orten sind riesige und uralte Gedenklinden zu finden. Sie sind oft mit Legenden verbunden. Als Lebensbaum fungierten häufig die Arten Eiche, Esche, Birke oder Eibe. Sie sind häufig mit einem Bild, das regelmäßig geschmückt wird, verbunden. Die Kiefer symbolisiert Ausdauer und Langlebigkeit, das Harz und die Nadeln sind ein bekanntes Heilmittel. Die Ulme bringt mehr Bewegung und Kommunikation ins Leben. Vermittelnde, vernetzende und weiterreichende Impulse bringen Kreativität und Dynamik und lösen Blockaden. Eine sehr alte Kulturpflanze ist der Holunder, der überall in Mitteleuropa vorkommt. Er wurde sehr früh in der Nähe von Häusern angepflanzt, denn er galt als Sitz eines „guten Hausgeistes“, der Haus, Hof und Bewohner vor allem Bösen bewahren soll.
© Ulrike Sammer 2024-08-16