Schon seit zwanzig Jahren kommen immer wieder Menschen auf mich zu und fragen mich nach dem Geheimnis meiner Semmelknödel. Der Großvater meiner Tochter zum Beispiel wollte auf keinen Fall glauben, dass die runde Beilage von mir gemacht wurde. Erst, als er mir dabei zusehen durfte, lenkte er ein. Ich kann, wollte nie und will auch heute nicht akzeptieren, dass die Rezeptur einer so Einfachheit ein solches Mysterium darstellen soll.
Die Grundmasse eines guten Semmelknödels besteht nur aus ein paar Zutaten. Das Geheimnis- so es eines sein soll- besteht in der verwendeten Menge der Ingredienzien und die daraus resultierende Konsistenz der Knödelmasse! Wie in fast allem im Leben kommt es auch beim Kochen auf die Übung an. Sollte es beim ersten Mal nichts werden, dann auf gar keinen Fall aufgeben. Beim nächsten Versuch gelingt es bestimmt.
Wir verwenden für die Semmelknödel handelsübliche Semmelwürfel. Auch, wenn jetzt viele die Nase rümpfen und behaupten, da müssen auf jeden Fall alte Semmeln hinein, sage ich denen mit erhobenem Haupt, dass Semmelwürfen auch alte Semmeln sind. In eine passend große Schüssel geben. Dazu kommen ein bis zwei Eier, Salz nach Gefühl und viel Majoran. Nicht feige und nicht geizig mit dem Majoran sein. Das alles mit Milch übergießen. Zirka 1/6 der Masse der Semmelwürfel. Dann anfangen, alles miteinander zu vermengen. Lasst Euch vom ersten Eindruck nicht täuschen. Es dauert eine Zeit, bis das Gebäck die gesamte Milch aufgenommen hat. Sollte die Masse zu fest sein, einen kleinen Schluck Milch zugeben. Ist die Masse zu feucht, einfach Semmelwürfel einstreuen und weiter vermischen. Aus der fertigen Masse müssen sich ganz leicht Knödel formen lassen. Auf keinen Fall darf die Masse zu feucht und patzig sein. Dann lieber etwas fester. In kochendes, leicht gesalzenes Wasser legen, den Herd auf Stufe 6 zurückdrehen und die Knödel ca. 10 Minuten köcheln lassen. Fertig. So sollten Semmelknödel perfekt werden.
Jetzt reden wir aber von Tiroler Knödel. Das funktioniert fast gleich. Ihr müsst nur im Vorfeld ein bis zwei Zwiebeln fein kacken, eine große Hand voll Speckwürfel bereitstellen, ebenso viel Wiener in kleine Würfel schneiden und alles zusammen in einer Pfanne anrösten. Vor dem Vermengen die angerösteten Zutaten beigeben und wie bereits beschrieben verfahren. Meiner Tochter hat es geschmeckt und auch bei Euch bin ich mir recht sicher, dass es passten wird.
Und versucht ruhig mal was Eigenes. Statt Speck und Wurst zum Beispiel Geselchtes anrösten und rein in die Knödelmasse. Nicht feige sein. Macht es einfach mal.
Da dies wie schon im Vorwort erwähnt kein Kochbuch darstellen soll, werde ich es mir hier verkneifen, über selbst geklöppeltes Rotkraut zu philosophieren. Ich zum Beispiel liebe Iglo Rotkraut mit Apfel. Das passt hervorragend zu unseren Knödeln, schmeckt einfach nur himmlisch und macht keine Arbeit. In jedem Haushalt sollte immer genug von dem Zeug vorrätig sein. Na dann: Mahlzeit!
© Günter Zimmel 2021-07-14