by Eva Filice
Eine der schönsten Villen an der Côte d´Azur beeindruckt nicht nur durch den Baustil, sondern auch durch die Position auf der Halbinsel Saint-Jean-Cap-Ferrat östlich von Nizza. Hier konnten wir in mehreren Stunden eine Reise durch Europa und Asien unternehmen. Die angelegten Gärten verzaubern und entführen die Besucher:innen.
Béatrice Ephrussi de Rothschild stammte von der französischen Linie der Bankiersfamilie Rothschild ab. Ihr Vater war sehr wohlhabend und kunstsinnig. Jung wurde sie mit dem russischen Bankier Maurice Ephrussi verheiratet. Die Ehe war trotz des beiderseitigen Reichtums nicht vom Glück erfüllt. Béatrices Mann häufte Unsummen an Spielschulden an. Die Trennung von ihm befreite sie von größerem Unglück. Danach erfüllte sie sich einen Traum und ließ 1905 eine Villa nach ihren Vorstellungen im Stil der italienischen Renaissance errichten. Schlichte Eleganz macht sich im Inneren der noblen Villa, die die Kunstsammlungen der Baronin beherbergt, bemerkbar. Gemälde, Möbel, Porzellansammlungen und Teppiche lassen auf die persönliche Auswahl der wertvollen Einrichtung schließen. Anhand eines Audioguides konnte ich beim Besichtigen der Villa vieles über die Geschichte des Hauses, die Entstehung der Sammlungen sowie über das Schicksal der Baronin erfahren.
Der mit Glas überdachte Innenhof mit Marmorsäulen aus Verona erinnerte mich an die Eingangshalle des MAK in Wien. Vom Innenhof der Villa gelangt man zu den verschiedenen Räumen. In den von Licht durchfluteten Salons erstreckt sich der Blick nach außen zum Meer hin sowie in den Garten, der ein Meisterwerk der Gartenkunst darstellt. Kolonnaden, Wasserfälle, Teiche, exotische Bäume und seltene Gewächse machen die Gärten zu einem Schmuckstück. In thematische Bereiche aufgegliedert werden die staunenden Besucher:innen in verschiedene Länder entführt. Diese botanischen Besonderheiten sollten die Besitzerin an ihre Reisen erinnern.
Der Französische Garten ist einem Schiffsdeck nachempfunden. Jede halbe Stunde erfreut Wassermusik im Bassin vor der Villa die oft überraschten Gäste. Im Wasserbecken tanzen Wasserfontänen mit rhythmischen Bewegungen zur Musik. Der Spanische Garten verbirgt sogar eine Höhle. Ein Wasserkanal wird von einem üppigen Blumenweg umrahmt. Im Florentiner Garten beeindruckt eine Statue auf dem Podest einer doppelseitigen Treppe. Skulpturen, Wasserspeier und Springbrunnen überraschen entlang des Blumenparcours, der durch den Lapidarium-Garten führt. Kamelien blühen bereits im Winter. Im Japanischen Garten übernimmt das Wasser eine Hauptrolle. Laternen, Brücken und Pavillons aus Holz dominieren diesen Teil. Riesige Kakteen und Sukkulenten weisen den exotischen Garten aus. La Roseraie entfaltet im Mai seine Rosenpracht. Ein Tempel mit der Figur eines Gottes krönt diesen einzigartigen Garten. Der Duft der Provence kann im Provencialischen Garten wahrgenommen werden.
Béatrice Ephrussi de Rothschild konnte sich ihren Traum erfüllen, sie umgab sich mit kostbaren Schätzen. Ob sie je dort glücklich war? Sie vererbte ihren Besitz der Académie des Beaux-Arts. Ich gewann beim Besuch der Villa den Einblick in eine vergangene Epoche.
© Eva Filice 2024-01-20